Review:
„The Human Tornado“ ist der zweite Teil, rund um den egozentrischen Charakter Dolemite, gespielt von Rudy Ray Moore. Moore war ein amerikanischer Stand-Up-Comedian, Musiker, Rapper, Schauspieler und Filmproduzent. Auch bekannt als „Godfather of Rap“ war Moore der unbestrittene König der Z-Level-Blaxploitation-Flicks. Blaxploitation (oder Blacksploitation) ist ein, von der afroamerikanischen Subkultur geprägtes Genre des Exploitationfilms, aus den 70ern. Entsprechend durfte in den Filmen weder der Sex noch der Funk fehlen. Schnell wurden die Filme auch über die Teint-Grenze aus bekannt. „Shaft“ und der bereits von uns rezensierte „Blacula“ gehören zu den bekanntesten Filmen dieses grandiosen Subgenres.
Auch „The Human Tornado“ ist eine Achterbahnfahrt gespickt mit politischer Incorrectness, vertrippten Kung-Fun-Einlagen, Cheesieness, Gewalt und Sex.
Der Streifen startet irgendwo im tiefsten Redneck-Sumpf Amerikas. Nehmen wir mal an, denn es wird nie wirklich erklärt, wo sich die Handlung geografisch abspielt. Egal. Auf jeden Fall wimmelt es dort von rassistischen Hillibillies. Dummerweise kann es sich unser Held Dolomite nicht verkneifen, seine schwarze Mamba ausgerechnet in die Frau des Oberrassisten des Dorfes zu stecken. Doppelt blöd, denn der Hillibilly-Boss ist gleichzeitig auch der Sheriff des verschlafenen Kaffs. Dreifach beschissen, der Sheriff ertappt die beiden Turteltäubchen in flagranti und eröffnet umgehend die Hetzjagd auf den funken Stecher.
Die Schauspieler sind durchs Band weg entsetzlich. Moore, augenscheinlich dauerbekifft, zitiert seine Dialoge entweder mit einer unerschütterlichen Passivität, die nur noch durch Tommy Wiseau getoppt werden kann, oder schreit seine Zeilen unkontrolliert heraus, als hätte er seinen Morgenspeck mit reichlich Badesalz gewürzt.
Nicht nur sein Schauspiel ist eine Augenweide für Filmmasochisten. Gleiches gilt für seine Kampfskills. Einzigartig, wie der aufgedusene und schwerfällige Moore mit der Agilität eines Kartoffelsacks versucht, den Action-Jackson zu geben. Da hilft es auch nicht, in der Post-Production seine „Kampfszenen“ in bester Benny-Hill-Manier 3x schneller abzuspielen.
Als selbsternannter Godfather of Rap ist Moore natürlich auch ein recht krasser Dichter. Ein Sample gefällig? „He think he’s bad and ain’t got no class! I’m gon‘ rock this shotgun up his muthafuckin‘ ass!“ Respect, bro!
Doch nicht nur Moore ist ein Unterhaltungsgarant, auch J.B. Baron interpretiert seine Rolle als Hillbilly-Sheriff so übel, dass es eine Freude ist. Baron reisst er in jeder, wirklich JEDER Einstellung seine Augen dermassen auf, es sieht fast so aus, als versuche er mit eigener Willenskraft seine Augäpfel zum Schädel raus zu drücken. Es gelingt ihm zwar nicht, ist aber verdammt knapp.
Wie gefällt aber der Streifen selbst? Anfangs ist „The Human Tornado“ nur schlecht und teils sogar nervend, doch ab der Hälfte beginnt der Ab- oder eben Aufstieg ins Best-Worst-Gefilde. So lernt der Zuschauer beispielsweise, dass sich „The Human Tornado“ nicht etwa auf die Kampfkunst Dolomites bezieht, sondern auf dessen Performance im Bett. In einer absolut irren WTF-Sex-Szene vögelt Dolemite seine Bettgespielin wortwörtlich ins Auge des Tornados. Das absolute WTF-Highlight bleibt aber der Auftritt des „Central American Nunchuck Champions“, welcher in ultra-knappen, goldenen Unterhosen eine absurde, absolut sinnlose Nunchuck-Session zum Besten gibt.
Jup, „The Human Tornado“ ist wohl einer der absurdesten Filme der 70er.
Fazit:
Can we dig it? Yes we can. Ämu grösstenteils. Hätte „The Human Tornado“ seinen Best-Worst-Groove bereits in den ersten Minuten gefunden, der Streifen würde subito in unsere Top10 wandern. So muss sich der Zuschauer durch recht harzende 30 Minuten beissen, bevor er dann aber vollends entschädigt wird.