Kurz:

Böse, böse – und verdammt gut! Nach dem Genuss von Dunkirk mal Lust auf einen weniger nervenaufreibenden Kriegsfilm? Einen der platten Art? Wie wäre es dann mit der russischen nackten Kanone unter den Filmen?

Lang:

Der Titel hätte weit weniger tumb sein können, doch das macht der Film selbst durch seine herrlich sinnfreie und lockere Handlung wieder wett. Der russische Titel „Gitler kaput!“ kommt daher, weil die Russen kein „H“ aussprechen können. Ähnlich wie die Romands in der Schweiz eigentlich… Um seine Herkunft zu betonen, gehört daher auch der Titel in Kyrillisch fest dazu.

Heftig, derb und mit vielen Details fürs Auge inszeniert kommt „Hitler geht kaputt“ daher.

Der Film parodiert grösstenteils die populäre sowjetische Spionageserie „Siebzehn Augenblicke des Frühlings„. Dass diese bei uns in Europa ebenfalls niemand kennt, schmälert das Filmvergnügen mit „Hitler geht kaputt“ nicht.

Denn der Film nimmt vordergründig das Dritte Reich im damaligen Berlin aufs Korn. Vorzugsweise die SS, Hitlers damalige Vorzeigetruppe, welche für zahllose Gräueltaten verantwortlich war. Man benötigt also nur ein winziges Bitzeli an Geschichtskenntnis, um die Handlung verstehen zu können.Regisseur Wajsberg verwurstet in seinem Film jedes in Russland bekannte Klischee über die Nazis.

Trotz des komplexen und delikaten Themas 2. Weltkrieg im Allgemeinen, ist die Handlung des Films doch sehr banal: Der SS-Offizier Schurenberg ist in Wahrheit ein russischer Spion mit dem Auftrag, geheime strategische Dokumente aus dem Führerhauptquartier in Berlin zu beschaffen, mit denen dem Dritten Reich empfindlich geschadet werden kann. Der Auftrag verlangt Schurenberg jedoch einiges ab; ist er doch gezwungen, nach der Arbeit auch seine Freizeit mit den Nazis zu verbringen um so den Schein zu wahren. Nach der obligaten Weltmeisterschaft im „Heil Hitler“-Grüssen schiesst er daheim im heimischen Keller auf Hakenkreuze, um so den aufgestauten, unterdrückten Hass zu entladen. Die Dinge kommen aber erst richtig ins Rollen, als er die vollbusige Agentenkollegin Sina zugeteilt erhält und sich die beiden prompt ineinander verlieben. Dargestellt in einer Musical-Szene, die einen vor allem wegen ihrer Absurdität grinsen lässt. Natürlich haben die beiden noch einen letzten Auftrag zu erfüllen, der jedoch anschliessend die sofortige Flucht aus Berlin erfordert.

Natürlich ist der Streifen zu 100% Klamauk und nicht Satire mit untergründiger Kritik wie etwa „Mein Führer“ von Daniel Levy; denn dieser gibt beispielsweise keine seiner Filmfiguren der Lächerlichkeit preis und inszeniert sie auch wesentlich feinfühliger.

Besonders heftige Kritik erfuhren die Filmemacher aus der Stadt, die am meisten unter den Nazis gelitten hatte: St. Petersburg. Die dortigen Kommunisten wollten den Film verbieten, mit der Begründung, dass „der grosse Kampf zwischen Gut und Böse keine Operette mit dreckigen Liedchen, Tänzen und Beischlaf“ war. Doch nur indem man dem Bösen seinen Schrecken nimmt, kann man es besiegen und die Schatten der Vergangenheit endgültig abhängen. …und das Böse nebenbei so richtig durch den Kakao ziehen.

Die Filmszene in Russland ist zwar wesentlich konservativer als die in den USA oder in Europa, trotzdem wurde er trotz der oben erwähnten Gegenwehr als bunter, meist digitaler Farbtupfer angesehen und durfte daher offiziell aufgeführt werden. Danach erfolgte die erste Synchronfassung in Deutsch, erst kurz darauf die englische Fassung, welche natürlich auch bei den Briten und Amis einen gewissen Anklang fand.

Im Nachhinein können wir uns vielleicht glücklich schätzen, dass es dieser Streifen in Europa nur als Scheibe in die Regale geschafft hat, nicht aber ins Kino, wenn man sich schon nur anschaut, was er im eigenen Produktionsland (Russland) an Reaktionen verursacht hat. Auch ist mittlerweile in der Schweiz nur noch die französischsprachige DVD erhältlich.

Fazit:

Achtung, der kommt flach! Und damit meine ich nicht nur Stil und Machart des Films, sondern auch die Story – ok, gut… eigentlich das gesamte Werk. Hier wird rein gar nichts ernst genommen, auch wenn die Ausstaffierung und Kulissen erstaunlich detailgetreu geraten sind. Auch wenn Vieles einfach nur grell, künstlich und digital glänzt. Die Hassliebe zwischen Deutschland und Russland wird hier ganz offen angedeutet und mit SS-Standartenführer Schurenberg auch durch den Kakao gezogen. Viele Gags scheinen wie erzwungen, der infantile Humor lässt zwar jede Tiefgründigkeit vermissen, aber zündet meistens. Der Film ist, was er sein will: ein kurzweiliges Filmvergnügen, welches keine Sekunde langweilt und dabei in seiner Machart überzeugt. Insgesamt gilt hier: ein einmaliges Anschauen mit dem Oberstübchen auf Standby schadet nie.

 

 

 

 

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