Kurz:
Okinawa, 1945: Desmond Doss ist während der Eroberung von Hacksaw Ridge als Sanitäter im Fronteinsatz. Obwohl er nie einen Schuss abfeuert, bewahrt er 75 Kameraden vor dem Tod.
Lang:
Der Krieg macht selbst aus den härtesten Männern seelische Wracks. Das Thema wurde bereits in Filmen wie „Apocalypse Now“ und „Full Metal Jacket“ behandelt. „Hacksaw Ridge“ ist nun die bis dato jüngste Verarbeitung, schneidet aber die Auswirkungen auf die Seele des Menschen nur an. Anfangs rücken Zerstörung und Leid in den Hintergrund. Zuerst steht eine Stunde lang das spezielle Leben von Desmond Doss im Fokus.
Doss war ein Anhänger der Siebenten-Tag-Adventisten. Diese leben streng nach der Bibel und lehnen Gewaltanwendung ab. Als überzeugter Pazifist weigerte er sich, eine Waffe zu tragen. Dafür musste er viel Kritik und Häme einstecken. Dennoch wollte er den Dienst für die USA leisten und an die Front ziehen, um möglichst viele Leben zu retten. Ihm wurde als erster Kriegsdienstverweigerer die Medal of Honor verliehen.
Der Film ist in mehrere Abschnitte eingeteilt. Zuerst wird die strenge Erziehung durch den Vater thematisiert und danach eine Liebesgeschichte eimgeschoben. Die Romanze bremst den Film enorm aus, da die Dialoge meistens gestelzt dargeboten werden und somit unfreiwillig komisch wirken.
Danach steht die militärische Ausbildung im Fokus. Diese erinnert nicht von ungefähr an den eingangs erwähnten „Full Metal Jacket“. Diesmal mimt Vince Vaughn den knallharten Sergeant und Motivator, der dennoch einen Sinn für Gerechtigkeit besitzt. Vaughn beweist, dass er durchaus in ernsteren Rollen überzeugen kann.
Danach geht es auf den titelgebenden Hügel. Langsam tappen die ahnungslosen Soldaten durch das zerbombte Gelände. Kurz darauf geht der Wahnsinn erst richtig los.
Der Anfang von „Saving Private Ryan“ hat 1998 wegen seiner Kompromisslosigkeit Kinogeschichte geschrieben. Regisseur Mel Gibson legt in allem noch eine Schippe drauf: Ohrenbetäubender Lärm in der Tonspur und gnadenlose Brutalität auf der Leinwand übertreffen die Landung an der Normandie um Längen. Im Grunde fliegen im Minutentakt Granaten, Munition, Körperteile und Blut durch die Gegend. Grossartig inszeniert, aber definitiv nichts für Zartbesaitete.
Gibson ist trotz seines seltsamen „Gewalt trifft Religion“-Fetisch ein talentierter Regisseur. Auch wenn ihm die Inszenierung der zwischenmenschlichen Interaktion misslingt und er die Zeitlupe als Stilmittel zu oft einsetzt, sein Gespür für grosse Bilder ist nicht verloren gegangen.
Die Chancen für den Gewinn des diesjährigen Regieoscars sind dennoch gering einzuschätzen. Mit Damien Chazelle („La La Land“) und Kenneth Lonergan („Manchester by the Sea“) ist die Konkurrenz gross.
Hauptdarsteller Andrew Garfield darf sich hingegen für seine leidenschaftliche Darbietung über seine Nominierung freuen. Anders als in „Silence“ spielt er den Gläubigen überzeugend und hätte das Goldmännchen verdient.
Fazit:
„Hacksaw Ridge“ bietet einige der eindrücklichsten Bilder des diesjährigen Kinojahres. Leider muss der Zuschauer zuerst eine holprige Liebesgeschichte und hölzerne Dialoge überwinden. Das nimmt dem Film ein wenig den Wind aus den Segeln. Dennoch: Die zweite Hälfte bleibt aufgrund ihrer Heftigkeit und dem überzeugenden Schauspiel von Garfield im Gedächtnis.