Kurz:
Nicht nackt, aber trotzdem zerfleischt.
Lang:
Eine Gruppe aus Umweltaktivisten macht sich auf, in den Amazonas Bäume, respektive Lebensräume zu retten. Nach einem Flugzeugabsturz machen sie Bekanntschaft mit einem Stamm, der die Touristen gern kross durchgebraten zum Fressen gern hat. Fortan denken sie nicht mehr daran Bäume zu retten, sondern ihre eigene Haut.
Eli Roth’s Filmschaffen liest sich nicht unbedingt wie ein aussichtsreiches Bewerbungsschreiben für die Akademy. Es sind zum Teil prägende Filme (Hostel) in einem doch eher speziellen Genre (Torture Porn), Horrorfilme (Cabin Fever) oder Serien (Hemlock Grove). Eins haben seine Machwerke gemeinsam. Sie leben oft von einer langen Einführung im Teenie-Zoten-Gewand und schlussendlich gebührend hohem Blutzoll.
So auch in seinem Werk „The Green Inferno“, eine Huldigung an italienische Kannibalenfilme aus den 80er Jahren, wie beispielsweise „Cannibal Holocaust“. Die Einführung um Studentin Justine (Lorenza Izzo) und den Aktivistenführer Alejandro (Ariel Levy) zieht sich – typisch Roth – in die Länge. Immerhin wird nicht dauernd abgefeiert und Hinterteile gewackelt, sondern eher über Profitgier und die Umwelt sinniert.
Nachdem die Gruppe der Aktivisten sich an Bäume ketten und sich vom kapitalistischem Grosskonzern verjagen lässt, kommt es zum Flugzeugabsturz. Da lässt es Roth erstmals ein wenig Krachen und entlockt dem Gorehound ein scheues Jauchzen.
Kaum den Absturz überlebt, machen die verwöhnten Weltverbesserer Bekanntschaft mit einem Stamm, den sie eigentlich beschützen wollten. Dieser Stamm drückt seine Dankbarkeit jedoch anders aus, als angenommen. Im Dorf angekommen wird der erste auch schon auf die Schlachtbank geführt. Eli Roth zelebriert diese Szene mit sehr viel Hingabe und Nahaufnahmen. Die Gorehounds applaudieren – stehend!
Was folgt, ist ein Leben in Gefangenschaft, mit Fluchtversuchen, mit Diarrhoe, High-sein, weibliche Beschneidung und verspeist werden.
„The Green Inferno“ ist durchwegs spannend und sehr schön fotografiert. Zu schön und glatt, wenn man es als Hommage an das italienische Kannibalenfutter der 70er und 80er sieht. Eli Roth gab sich erdenkliche Mühe einen gewissen sozialkritischen Aspekt in sein Exploitation-Werk zu integrieren, was ihm auch einigermassen gelingt. Dieser Pluspunkt ist aber auch gleichzeitig das grösste Problem des Films: für einen Trashfilm zu wenig trashig, für alles andere aber definitiv zu nischig.
Keine Feinkost, dafür sättigender Genre-Junkfood.