Kurz:
Böse Satelliten.
Lang:
Neulich bei Warner Bros:
„Wie wäre es mit Gerard Butler?“
„Wer?“
„Na weißt du, Butler, der Spartaner mit dem Sixpack aus 300.“
„Ist 300 nicht schon 11 Jahre her?“
„Doch, aber hey, es ist der Typ mit dem Sixpack.“
„Hmmmm… was hat Butler sonst noch so gemacht in den letzten Jahren? Du weißt, wir brauchen eine charismatische Leaderfigur. Er soll ja nicht nur einen Vorzeige-Dad spielen, nein, diese Rolle ist die absolut einzige Hoffnung für die Menschheit. Ein Superbrain der Extraklasse. Astronaut, Physiker, Detektiv, Menschenfreund,…. ich bin mir einfach nicht sicher, ob Butler der Typ für eine solche Rolle ist. Schon nur sein Gesicht.“
„Der ist jetzt aber fies.“
„OK, du hast recht. Aber Zahlen sind keine Geschmackssache, wie steht es um seine Box-Office-Zahlen. Ist er Publikumsmagnet? Weißt du, so wie Tom Cruise oder so?“
„Naja. Er ist zwar jedes Jahr in einem neuen Blockbuster zu sehen, aber seit seiner Sixpack-Rolle haben Butlers Filme kein einziges Mal die 60%-Grenze auf Rottentomatoes geknackt. Einzig „Coriolanus“ und „How To Train A Dragon“ waren anscheinend tolle Filme.“
„Corio-was? War das dieser Shakespeare-Kriegs-Film? Hat irgendjemand diesen Film überhaupt gesehen?“
„Nein, er war ein totaler Flop. Aber immerhin ein guter Butler-Film.“
„Und der Drachen-Film?“
„Ach, das war so ein Animationsfilm, in welchem er eine Nebenrolle spricht.“
„Hmmm…., haben wir Alternativen zu Butler? So wie’s den Anschein macht, bringt er weder den gewünschten Erfolg an der Kinokasse, noch scheint er schauspielerisch genug sattelfest, um unseren Blockbuster-Kracher auf seinen Schultern zu stemmen.“
„Lass mich kurz mit den Geldgebern telefonieren. Vielleicht finden wir ein Budgettöpfli, mit welchem wir Tom Cruise verpflichten können.“
(10 Minuten später.)
„Gerard Butler ist’s.“
„Tja, da können wir nix machen. Das liebe Geld. Haben die Produzenten wenigstens für einen guten Regisseur ins Portemonnaie gegriffen? “
„Dean Devlin.“
„Wer?“
„Dean Devlin. Produzent von Independence Day 1 und 2, Stargate und Godzilla.“
„Ich habe dich aber nicht nach dem Produzenten gefragt, sondern nach dem Regisseur.“
„Dean Devlin.“
„….“
„Devlin führt bei Geostorm Regie.“
„Wieso?“
„Na, weil er Erfahrung mit Blockbustern hat.“
„Als Produzent!“
„Ja. Besser als nix, oder?! Zudem unterstützt er Geostorm auch noch finanziell.“
„Das liebe Geld. Hat er wenigstens schon mal irgendwo Regie geführt?“
„Einzelne TV-Episoden von The Quest und Leverage.“
„Ich kapituliere. Und rekapituliere: wir haben mit Butler eine Niete in der Hauptrolle und mit Devlin einen unerfahrenen Regisseur am Steuer. Gibt es auch gute Neuigkeiten? Wer schreibt das Script? Story is key, du weißt.“
„Der gleiche Drehbuchautor von Independence Day, Stargate und Godzilla.“
„Immerhin so was ähnliches wie gute News. Gareth Edwards Godzilla war ja ganz passabel.“
„Roland Emmerichs Godzilla.“
„Fuck. Heisst das, dass unser Drehbuchautor wortwörtlich in den 90ern festgeklebt ist? Oder hat er nach „Godzilla“ auch noch weitere Scripts verfasst?“
„Ja. Für Universal Soldier 3. Universal Soldier 4. Universal Soldier 5. Und…“
„AUFHÖREN!“
„Independence Day 2 war auch von ihm und für Independence Day 3 schreibt….“
„AUFHÖREN. HAB. ICH. GESAGT!“
„Was hast du denn?“
„Wie heisst den diese Drehbuch-Koryphäe?“
„Dean Devlin“
„….“
„Komm schon. So schlimm wird Geostorm sicher nicht.“
„Mich beschleicht einfach das leise Gefühl, dass Geostorm schlussendlich wie ein generischer 90er-Jahre-Blockbuster daherkommt. Keine Story. Keine plausiblen Charaktere. Einfach viel Kaboom um nix.“
„Muss ja nicht schlecht sein. Für die Kinokasse jedenfalls.“
„Stimmt. Und dann unbedingt noch den chinesischen Markt mit einem Setting in Hong Kong abholen. Fertig ist der Kassenschlager.“
„Passt perfekt ins Konzept. Mir wurde eh versprochen, dass Geostorm multikulturell besetzt wird. Ein Raumschiff mit den Topleuten aus Deutschland, Mexiko, Indien, Nigeria, Frankreich, England – natürlich alle unter der Leitung der USA!“
„Gut gut. Gefällt. Und die Frauenquote?“
„Klar, wir sagen Devlin er soll doch einfach eine heisse, aber verdammt harte Secret-Service-Agentin ins Drehbuch aufnehmen, welche dann auch noch den amerikanischen Präsidenten rettet.“
„Tönt nach einem Plan. Schon eine Idee, wer den Präsidenten spielen kann? Vielleicht ein Hispanier? Dann hätten wir diese Minderheit auch noch irgendwie eingebunden.“
„Andy Garcia soll momentan billig zu haben sein. Ich ruf ihn an.“
„Yes. Langsam gefallen mir unsere Ideen. Lass uns doch Devlin noch mehr unter die Arme greifen.“
„OK. Brainstorming. Brainstorming. Was der Film natürlich noch braucht, ist ein Bösewicht. Mit Motiv. Irgendwelche Ideen?“
„Wie wäre es mit Terroristen aus dem Nahen Osten? Funktioniert immer gut.“
„Nein. Geostorm soll doch keine klischierten Rollenbilder bedienen, schon vergessen. Der Feind muss ein Amerikaner sein, mit allen anderen Nationalitäten wagen wir uns aufs Glatteis. Aber welches höchste Ziel kann ein Amerikaner nur anstreben?“
„Das Amt des Präsidenten!“
„Klar doch. Also ist der Vizepräsident der Bösewicht. Deal?“
„Deal! Aber wieso will er dafür einen weltweite Umweltkatastrophen auf die Menschheit loslassen?“
„Damit wir die Zuschauer mit Special-Effects die Rübe wegblasen können.“
„Nice nice nice. So wird Geostorm sicherlich ein Erfolg.“
„Und wenn nicht, gibt es sicherlich irgendwo auf diesem Planeten eine Gang aus Filmnerds, welche sich mit 90er-Filmen identifiziert und einen solchen Schmarren mit Trinkspielen abfeiert. Wetten?“
Fazit
Äusserst doofe Unterhaltung. Vollgespickt mit miesen Effekten, einer Hackfresse und Klischees am Laufmeter. Selten so gelacht.