Kurz:
Annie und Max veranstalten regelmässig Game Nights. Als Max Bruder Brooks das Ganze zu toppen versucht, indem er einen Kriminalfall live nachspielen lässt, sind anfangs alle begeistert, doch das Spiel hat sich bereits mit bitterem Ernst vermischt.
Lang:
Was sich für die jüngere Generation eher nach einer durchgezockten Nacht vor der Konsole anhört, ist für unsere „Spiel“-Figuren viel mehr: sie versammeln sich nämlich regelmässig unter Freunden und spielen dann Brett- oder Gesellschaftsspiele – ohne TV, notabene. Das Gastgeberpaar lässt sich dabei ordentlich etwas einfallen, hat nebst einfachen Brettspielen, Silbenrätsel und Karikaturen am Flipchart noch anderes auf Lager – Life is a Game!
Als Max breitspuriger Bruder Brooks auftaucht, hat dieser prompt die Idee, das Ganze mit einer Mystery-Mordnacht, inklusive engagierten „Kriminellen“ und falschem Mordopfer zu übertreffen. Der kleine Gastgeber-Bruder fühlt sich zu gleichen Teilen provoziert wie herausgefordert und nimmt zusammen mit allen anderen Mitspielern die Herausforderung an.
Als gleich zu Beginn der Ermittlungsparty ein Spieler gekidnappt wird, gehört das natürlich zum Spiel …oder etwa nicht? Ein paar Züge benötigen unsere Protagonisten allerdings schon, bis sie merken, dass es sich für sie ausgespielt hat und es nun ernst gilt. Denn kurz darauf gerät die ganze Spielrunde selbst mitten in den Schlamassel und der hat es in sich: DIESES Spiel kennt keine Regeln, keine Punkte und keine Grenzen, dafür echte Gangster mit scharfen Waffen und miesen Absichten.
Auch wenn ein paar Charaktere etwas gar zu stereotypisch geraten sind, stolpern sie doch amüsant ahnungslos durch das Szenario, welches immer wieder mit seinen Wendungen überrascht. Hier liegt auch eine der Stärken des Films: er zeigt, dass Komödien dieser Art natürlich von Natur aus etwas platt sein müssen, aber auch, dass die Handlung deswegen keineswegs total vorhersehbar sein muss. Denn wer denkt, hier sei einfach die Grundidee von The Game von 1997 mit Michael Douglas aufgegriffen, neu verfilmt und mit Comedy-Elementen aufgepeppt worden, irrt gewaltig. „The Game“ war wesentlich düsterer und die Hauptfigur ist auf sich alleine gestellt. In „Game Night“ sind Teamplay und Humor Trumpf.
Einzig die Tatsache, dass die Figuren alle nur an den Spielabenden und nie im Alltag gezeigt werden, stört etwas. Gerne hätte man erfahren, was der eine oder andere tagsüber arbeitet oder sonst so treibt.
Der Streifen unterhält insgesamt sehr gut, hat keine grossen Hänger und trotz dumpfem Humor auch keine Fremdscham-Momente, lediglich gegen Schluss werden die letzten Puzzle-Teile gar erzwungen ins Gesamtbild gedrückt.
Fazit:
„Game Night“ unterhält witzig und intelligent, ohne dass nach dem Film ein merkwürdiger Nachgeschmack oder viele Fragezeichen haften bleiben. Kleiner Tipp: Sitzenbleiben und den Abspann abwarten lohnt sich einmal mehr. Ein Running Gag zündet erst gegen Schluss so richtig. Game Over. (Sorry, den musste ich noch loswerden…)