Kurz:

Das B-Team schliesst sich einer taffen Reporterin an, um im Dschungel Neu Guineas blutrünstige Zombies und fiese Stock-Aufnahmen zu bekämpfen.

Lang:

„Die Hölle der lebenden Toten“ trägt viele Namen, wie beispielsweise „Night of the Living“, „Hell of the Living Dead“, „Hell of the Living Death“, „Night of the Zombies“, „Virus“, “Zombi 4”, “Zombi 5: Ultimate Nightmare”, “Zombie Creeping Flesh”, “Zombie Inferno” oder sogar „Zombie of the Savanna“, doch trotz textlicher Diversität, ist der Streifen im Kern nur eines: ein richtig übles, monotones Stück Filmkunst. Aber was wird schon erwartet, wenn man den Regisseur Bruno Mattei („Roboman“, „Snuff killer“ oder „Cobra Force“) mit dem Budget einer Familienpizza von der Leine lässt und ihm als Drehbuchautor und Co-Regisseur keinen Geringeren als Claudio Fragasso, Urheber und Ziehvater des Best-Worst-Classics „Troll 2“, zur Seite stellt.

„Die Hölle der lebenden Toten“ wird vielerorts als schlechtester Zombiefilm aller Zeiten abgestempelt und wir hüten uns davor, dieses wohl verdiente Etikett in Frage zu stellen. Die italienisch/spanische Koproduktion bietet nämlich alles, was einen Best-Worst-Classic auszeichnet:

  • Schutzanzüge, löchriger als Emmentalerkäse
  • Gurgelnde Zombies
  • Effekte direkt aus der Bastelabteilung des Obi
  • Atmende Kadaver
  • Dreister Plagiarismus (Hallo „Dawn of the Dead“)
  • Kontinuitätsfehler à gogo
  • uvm.

Kurz: in diesem Film ist es sinnfrei, sich zu wundern, wenn Gesichtsbemalungen von der einer zur anderen Szene die Farbe wechseln oder wenn vom Kopf gefetzte Hüte es sich in der nächsten Einstellung wieder auf der Schädeldecke bequem gemacht haben.

Um was geht es aber überhaupt?

In Neu Guinea experimentiert die US-Regierung in einem sogenannten HOPE-Center (sic.) scheinbar zum Wohle der Menschheit mit Viren. „Operation Süsser Tod“ (sic!) scheitert aber, nachdem eine verseuchte Ratte zwei Dumpfbacken auf deren Sicherheitsrundgang zerfleischt. Das todbringende Virus stürzt sich in die Freiheit, dem Zombie-Outbreak steht nichts mehr im Wege. Vier Haudrauf-Typen, gekleidet als ländliche Putzequipe, bilden die Antiterror-Spezialeinheit, welche nach Neu Guinea abdelegiert wird, um der Sache auf den Grund zu gehen. Vor Ort treffen sie auf ein französisches Journalisten-Pärchen, das im Auftrag eines US-Fernsehsenders einen Dokumentarfilm zu drehen versucht, dabei den Einheimischen aber lieber Körperbehaarung und Brüste ins Gesicht drückt.

„Die Hölle der lebenden Toten“ bietet natürlich auch Zombies in (verrotteter) Hülle und Fülle. Vorhang auf für Grossmutterzombies, Priesterzombies, Bubenzombies und Wasserzombies. Die Untoten alleine sind bereits das Eintrittsgeld wert. Aus Kostengründen wurde den armen Statisten Tarnfarbe, (oder war es sogar Schuh-Crème?,) ins Gesicht gepinselt. Die visuelle Komik wird durch dilettantische Zombie-Impressionen komplettiert. Herrlich den Statisten und ihren Zombie-Interpretationen zuzusehen. Der Zuschauer weiss nie so genau, ob hier eine Zombie-Fernsteuerung Amok lief, der Versuch eines Robot-Dances gestartet wurde oder vielleicht doch einfach zu viel Alkohol beim Dreh im Spiel war. Da bewegt sich sogar Pinocchio weniger hölzern. Apropos:

Auch die Darbietungen von Herr und Frau Hauptdarsteller fügen sich bestens in den Grottenkick ein. Nebst der mit weiten aufgerissenen Augen dauerschreienden „Reporterin“, kriegen wir als Anti-Terror-Einheit vier Typen vor den Latz geknallt, die in jeder mittelprächtigen TV-Produktion abfallen würden. Vergesst das A-Team, hier kommt das B-Team. Einer schlimmer als der andere. Du hast die Qual der Wahl: ob Otto-Waalkes-Verschnitt oder italienische Samurai-Cop-Kopie. Dumpfbacken wohin du schaust. Wieso zur Hölle vergisst das Special-Unit nach jeder Zombie-Attacke von neuem, dass Kopfschüsse die einzige effiziente Möglichkeit sind, die Untoten endgültig tot zu knallen? Und wieso verdammt noch mal, stülpt sich einer dieser Elite-Soldaten einfach mirnixdirnix ein grünes Ballett-Tütü (!!) über, setzt sich einen Zylinder auf und beginnt zu singen, nur um kurz darauf in die Arme herumschlurfender Zombies zu laufen? Und wieso findet die Reporterin, dass um mit den Eingeborenen in Kontakt zu treten, der einzige Weg das Entblössen ihrer Brüste ein muss? (O-Ton: „Es gibt nur einen Weg, mit den Wilden in Verbindung zu treten…, nur einen!“). Ach egal, zurücklehnen, Hirn abschalten und das ganze Disaster geniessen.

Und wäre das nicht alles schlecht genug, schneidet der gute Bruno Mattei (oder war es doch Claudio?) im Minutentakt sinnfreie Szenen aus irgendwelchen Naturvolk- und Tierdokus rein. Die höchst unpassenden Stockfootage-Aufnahmen verwirren und bezaubern gleichzeitig. Herrlich den Schauspielern dabei zuzusehen, wie sie versuchen, auf das für sie imaginäre Filmmaterial zu reagieren. Wenn ein beschränktes Vorstellungsspektrum auf ein Stockbild-Potpourri trifft, lacht unser Herz. Herrlich, wie unsere Protagonisten versuchen, sich gegenseitig mit aufgerissenen Augen und angewiderten Gesichtsausdrücken zu übertreffen. Ach ja, selbstverständlich wechseln die reingeschnittenen Filmschnippsel locker flockig zwischen Tag und Nacht.

Fazit: 

Ein Horrorfilm, der zu keinem Zeitpunkt angst einflösst, deplatzierte und überforderte Schauspieler, zwei Regisseure zum Preis eines halben, ein Skript direkt aus der Hölle…. Ach was soll’s, „Die Hölle der lebenden Toten“ wir lieben dich.

Nachtrag: Wir sind extreme Befürworter davon, sich Filme im Originalton anzusehen. Immer, immer, IMMER. Ausser bei diesem Streifen hier. Da müssen wir zugegeben, dass sich der Trash-, Best-Worst- und Spassfaktor mit der deutschen Synchronspur doch merklich steigert. (Kommt hinzu, dass sich die Filmemacher fürs Dubbing keine Mühe gemacht haben, denn auch im Italienischen sind die Lippenbewegungen asynchron zur Tonspur.)

 

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