Kurz:

Der schwarze Wachmann Dismukes wird während der Rassenunruhen 1967 in Detroit in rassistische Übergriffe der Polizei verwickelt, bei denen drei Afroamerikaner sterben und weitere verletzt werden. Der Rest ist, wie man so sagt, Geschichte. Allerdings eine wahre und bittere Geschichte.

Lang:

Nach dem 2. Weltkrieg emigrieren insgesamt zirka 6 Millionen Afroamerikaner aus ihren ursprünglichen Heimatländern des schwarzen Kontinents in die USA, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Willkommen waren sie nicht überall. In vielen grösseren Städten bildeten sich rein schwarze Viertel, welche schon bald durch weisse, oft rassistische Polizisten, patrouilliert wurden und trotz der durch die Verfassung zugesicherten Bürgerrechte, wurden alsbald auch die völlig integrierten und in den USA geborenen Schwarzen wie Menschen zweiter Klasse behandelt und drangsaliert. Die angepriesene Gleichstellung existierte oftmals nur in der Theorie, auf der Strasse war davon nichts zu spüren. Grundlose Razzien und Schikanen sollten den „Negro People“ zeigen, wer in den Staaten nach wie vor das Sagen hat. Entsprechend war die Stimmung in der schwarzen Bevölkerung angespannt und nervös.

Klar kochte die unterdrückte Wut vieler Schwarzer hoch und entlud sich im Juli 1967 in den berüchtigten Krawallen Detroits. Die Industriestadt verwandelte sich innert kürzester Zeit in eine Stadt des Krieges, es führte sogar soweit, dass die überforderte Polizei die Nationalgarde anforderte, welche sie daraufhin mit Panzern auf ihren Einsätzen flankierte und beschützte.

Regisseurin Kathryn Bigelow („The Hurt Locker„, „Strange Days„) fokussiert sich in ihrem neusten Werk aber nicht auf Rassenunruhen, sondern setzt ein einzelnes, dramatisches Geschehnis gekonnt ins Zentrum des Films. Mitten in dieser tumultartigen Zeit schossen nämlich ein paar Schwarze zum Spass, angestachelt durch die allnächtliche Stimmung, mit einem Schreckschussrevolver aus dem Fenster ihres Hotels in Richtung Polizei, welche sich dann wiederum im Visier eines Scharfschützen glaubte und daraufhin das Gebäude stürmte. Durch die Art, wie die Beamten während der ganzen Situation reagierten, eskalierte das Ganze, wurde ein trauriger Teil der damaligen Geschichte und lieferte dabei besten dramaturgischen Stoff für einen packenden Kinofilm.

Die beklemmende, beängstigende Stimmung ist überall. Der Film packt einen von Beginn weg und lässt nicht mehr los. Die Geschehnisse werden hautnah dokumentiert, sodass auch geschichtlich wenig bewanderte die Handlung gut verstehen und sich auf das Hauptereignis konzentrieren können. Die Kamera ist stets hautnah dabei, man glaubt, förmlich den Angstschweiss der Agierenden riechen zu können. Grenzen setzt Bigelow bewusst nicht. In Gewaltszenen, in denen andere „Cut“ rufen, lässt Bigelow weiterfilmen und zeigt so schonungslos die ganze verzweifelte Brutalität, welche die drei skrupellosen Cops angesichts ihrer katastrophalen Situation versprühen.

Bigelow wurde vereinzelt vorgeworfen, den Blick für die moralische Grauzone zu verlieren, dabei hat sie aus meiner Sicht einfach nur authentisch porträtiert. Sie zeigt auf, wie das Verhältnis von Provokation zu Reaktion ins Wanken gerät und als Folge daraus die Stimmung hochkocht. Hier wird nicht mit Brutalität um Quoten gebuhlt. Um die Authentizität zu wahren, wurden originale Medienberichte von damals eingebaut, welche man gelegentlich sonst im Fernseher sieht. Das Budget von gesamthaft 34 Millionen US-Dollar erscheint vielen als überrissen, zu mal möglichst auf Spezialeffekte verzichtet wurde. Aber solche Massentumultszenen mit den dazugehörigen Strassenzügen von damals lassen sich in diesen Dimensionen nun mal nicht billig zum Leben erwecken.

Schauspieler John Boyega gibt trotz seiner (noch) kurzen Schauspielerfahrung einen äusserst überzeugenden Wachmann Dismukes, der ja eigentlich nur helfen wollte und den Anweisungen der Einsatzkräfte folge leistete. Besonders Will Poulter fällt auf. In seiner Rolle als rassistischer Cop beweist er sein Können und es ist nachvollziehbar, wieso er für diese Rolle jene des Pennywise in „It“ ablehnte.  Ob es sogar für eine Oscar-Nomination reichen wird, wird sich zeigen, so oder so von Poulter werden wir noch viel hören!

Fazit:

Der Film überzeugt als Dokumentation der damaligen Geschehnisse, jedoch darf er nicht als Aufklärung über die Rassenunruhen im Allgemeinen betrachtet werden, dazu ist sein Blickwinkel zu engstirnig, zu fokussiert auf das Hauptereignis und die danach gezeigten Folgen. Es erwartet einen kein vielschichtiges Doku-Epos à la JFK, wer sich aber mit den richtigen Erwartungen auf ihn einlässt, wird bestimmt nicht enttäuscht!

 

 

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