Kurz:
Opa macht den Rambo.
Lang:
Können 11% auf Rotten Tomatoes lügen? Klar, aber nicht im Falle eines „Death Wish 3“. Michael Winner führt nach Teil 1 und Teil 2 ein letztes Mal Regie und bringt es fertig, mit seinem Abschiedsgeschenk, der Reihe den unfreiwillig amüsantesten Teil zu bescheren. „Death Wish 3“ schlägt alles bisher dagewesene. Während der Originalfilm 1974 ein erschreckend realistisches Porträt eines gebrochenen Mannes auf Rachetour ablieferte, folgten anschliessend nur noch (vier!) dumpfe Abklatsche auf Straight-to-Video-Niveau. Teil 3 ist der heilige Gral dieser unsäglichen Fortsetzungen.
Charles Bronson is back. And his back hurts. Nur so können wir uns seine stoisch krampfhafte Darbietung erklären. Der emotionsabstinente 64-jährige, welcher in ein Rambo-ähnliches Szenario geworfen wird, ist höchst farblos – und dabei auch höchst unterhaltsam. Wenn sich eine heisse 30ig-jährige dem gelangweilten Opa an den Hals wirft und sich (Drehbuch sei Dank) unsterblich in ihn verliebt, jubelt das Best-Worst-Herz.
Unterirdisch Bronsons Performance, Over-the-top die Story. Sein Paul Kersey kehrt wieder nach New York zurück, obwohl der Film aus Kostengründen unter anderem in London gedreht wurde. Noch keinen Fuss in sein Appartement, gelegen selbstverständlich im übelsten Quartier „New Yorks“, gesetzt, findet er einen seiner Nachbarn blutet und abgestochen in dessen Wohnung. Die Polizei trifft dummerweise genau dann ein, als sich Kersey mit seiner stets bereiten Kanone über dem noch röchelnden Körper zu schaffen macht. Hopps, ab in die Kiste mit dem vermeintlichen Mörder. Dort trifft er, B-Movie sei Dank, auch bereits auf den Antagonisten des Streifens (Gavan O’Herlihy). Da aber „Death Wish 3“ kein Knast-Streifen ist, werden beide mit sehr dünnen Begründungen subito wieder auf die Strasse gesetzt. Los geht’s mit dem Strassenkrieg.
Der Mangel an Realismus ist die offensichtliche Stärke des Action-Kalauers. Einen Moment der Glaubwürdigkeit findet der Zuschauer nie, das schiere Chaos rast gefühlten satten 250 km/h schnurstracks in die Sackgasse der unfreiwilligen Komik. Aber genau dort ist „Death Wish 3“ bestens aufgehoben.
Der Streifen strotzt vor Filmfehler. Du musst dich nicht wundern, wenn Munition schon mal den falschen Weg in die Knarre gesteckt wird! Die Bösewichte sehen komplett lächerlich aus (Negativ-Mohikaner und Xamax-Gesichtsbemalung anyone?) und deren Gewalt ist hysterisch überbordend. Aber nicht nur die bösen Buben sind böse, nein hier sind alle Menschen gewaltgeil. Restlos ALLE.
Ja, „Death Wish 3“ nimmt keine Gefangenen und wer schon immer Kinder und alte Leute sehen wollte, welche triumphierend um Tote und Sterbende herumtanzen, hier ist euer Film.
Und Alex Winter spielt einen hispanischen Gangster. Jup, Alex „Bill & Ted“ Winter. Winter präsentiert den Streifen auch heute noch gerne mit gestählter Brust. Ach ja, den Soundtrack schrieb Jimmy Page. Jup, Jimmy „Led Zeppelin“ Page.
Fazit:
Unfreiwillig grandiose Gewaltszenarien, ultrakäsige Dialoge und denkwürdige Schauspieler. Jup, „Death Wish 3“ ist ein waschechter Best-Worst-Classic.
BTW: auch Red Letter Media lieben „Death Wish 3“. 😉
Auch nett, die Firma Gremlin Graphics veröffentlichte ein auf „Death Wish 3“ basierendes Commodore 64 Game! Das waren noch Zeiten.
Ich liebe diesen Film. Er schlägt in Sachen Absurdität m.M.n. sogar noch den wesentlich bekannteren Phantom Kommando aus demselben Jahr.