Kurz:
Wohl eher: „Dancin‘: It’s Oh noooooooo!“. Steif wie ein schlechter Walzer, absurd wie ein Rayguns Breakdance.
Lang
Tanz den Winter
Ein Tanzfilm aus der Feder des Regisseurs des Worst-Movie-Klassikers „Deadly Prey“?! Wir sind ja sowas von dabei. David Winters, der uns nebst dem unsäglich übeln Rambo-Abklatsch bereits mit der Science-Fiction-Perle „Space Mutiny“ beglückte, hat sich mit „Dancin‘: It’s on“ selbst übertroffen. Mit einem Budget, das vermutlich irgendwo zwischen drei Döner mit Fanta und dem Kleingeld unter seinem Sofa lag, erschuf er in nur zwölf turbulenten Drehtagen ein Meisterwerk des unfreiwillig komischen Kinos. Stellt euch vor, „Step Up“ würde von The Asylum nachgedreht – genau das bekommt ihr hier serviert, und es ist glorios!
Die „Geschichte“
Die Story ist einTanzfilm-Klischee-Best-Of: Reiches Mädchen (steif wie eine Schaufensterpuppe) trifft in Panama City auf armen, aber sexy Tänzer (mit der emotionalen Bandbreite eines IKEA-Schranks). Natürlich verliebt sie sich. Natürlich gibt es einen Tanzwettbewerb. Und natürlich steht am Ende ein Happy End.
Der Film spielt hauptsächlich in einer Hotel-Lobby, die durch kreatives Kamera-Positioning auch mal als luxuriöse Villa oder nobles Tanzstudio herhalten muss. Zwischen Topfpflanzen (hinter denen sich gelegentlich ein verzweifelter Kabelträger zu verstecken versucht – und es natürlich nicht ganz auf die Riehe kriegt) und einer mysteriösen Besenkammer, die als Tanzraum fungiert, entfaltet sich eine Romanze, die selbst Rosamunde Pilcher als zu kitschig ablehnen würde.
Hölzerne Angelegenheit
Unsere Hauptdarstellerin, offenbar nach dem strengen Kriterium „Kann gleichzeitig tanzen UND ein Smartphone halten“ gecastet, trifft auf einen männlichen Lead, dessen Gesichtsausdrücke sich auf „verträumt“, „wütend“ und „ich hab gerade in eine Zitrone gebissen“ beschränken. Ihre Chemie erinnert an zwei Holzbretter, die zufällig im selben Raum stehen und bereits am Smalltalk scheitern. Sogar Mastermind Winters selbst taucht immer wieder als mysteriöser Mentor auf, um kryptische Tanzweisheiten wie „The beat is not in your feet,…… it’s everywhere“ zu verkünden.
Die technische Umsetzung ist ein Fest für Trash-Film-Enthusiasten. Die Kameraführung wirkt, als hätte man die Kamera einem übermotivierten Golden Retriever aufgebunden, während die Optik stark an einen Porno erinnert. Das ganze Bild rundet die Nachsynchronisation ab, welche so katastrophal ist, dass sie zur unfreiwilligen Meta-Ebene des Films wird.
Sals – aaaaaaaaaaaaaaah!
Das Highlight des Films ist zweifellos die berüchtigte „Wut-Tanz“-Sequenz. Nachdem unser Held erfährt, dass seine Tanzschuhe in der Wäsche verfärbt wurden (Drama!), folgt ein fünfminütiger Solo-Tanz, der aussieht wie eine Mischung aus Breakdance und Krampfanfall. Die Szene brauchte angeblich drei volle Drehtage – vermutlich weil die Crew vor Lachen immer wieder neue Takes brauchte. Verständlich, denn unser Held tanzt seine Gefühle raus, als würde ihm eine Taser-Pistole am Rücken festkleben. Comedy-Gold!
Dancin‘: It’s On and on and on and on and on and ……
Hier hält der Film was er verspricht. Getanzt wird immer und überall. Beim Coiffeur, beim Autoputzen, beim Abwasch, beim Müllraustragen – einfach immer und überall. In einer besonders denkwürdigen Szene bricht ein „spontaner“ Flashmob aus, bei dem mysteriöserweise ALLE Hotelgäste perfekt choreografierte Salsa-Moves beherrschen. Die anschliessende „dramatische“ Regenszene wurde mangels Budget mit einem Gartenschlauch gedreht, während im Hintergrund ein Statist seelenruhig seine Zeitung liest – in vier verschiedenen Szenen dieselbe Seite.
Das grosse Finale, ein Tanzwettbewerb in einem „ausverkauften“ Saal, zeigt dieselben zwanzig Statisten, die alle dreissig Sekunden ihre Plätze wechseln. Dabei wechselt die Tageszeit in den Fenstern etwa im Minutentakt, was dem Film eine gewisse surreale Note verleiht.
Überraschenderweise sind die Tanzszenen tatsächlich richtig gut. Es wirkt, als hätte sich ein professioneller Choreograph auf das Set verirrt und niemand hätte ihn wegzuschicken gewagt. Diese Momente machen den Film nur noch faszinierender – wie Kaviar auf einem Supermarkt-Hotdog.
I’d even try being a lesbian
Ein weiterer Fun-Fact, der „Dancin: It’s On!“ zu einem Worst-Movie-Meisterwerk kührt, Winters schmuggelt die Textzeile „I’d even try being a lesbian“ in einen Familienfilm, zweimal. Und dies höchst unbeabsichtigt, wie der folgende YouTube-Kommentar des Sängers Ray Isaac unter dem entsprechenden Musikvideo enthüllte.
So you all know… they accidently put the demo version in the movie without realising! It was supposed to be a family G Rated film.. they had no clue what i was singing lol. I wrote the song for a female singer but then it got used in the film hahah i thought nobody would ever notice hahahah But i re-recorded the song to release officially then you all wer messaging e about it so i have released the Demo pride version from the movi everywhere just for you! im so glad you all found me! lots of Love. RAY
Fazit
Winters hat hier einen Film geschaffen, der das Zeug zum Kultklassiker hat. Er ist so spektakulär daneben, so herrlich übertrieben und so unfreiwillig komisch, dass er auf der grossen Leinwand gesehen werden muss. Wer versteht, dass „schlecht“ manchmal einfach „perfekt“ bedeutet, wird „Dancing It’s On“ lieben.
„Dancin‘: It’s on“ im Kino
Dieser Film gehört im Kino gefeiert. Komm und tanz mit uns.
