Kurz:
Klamauk geteilt durch Fünf.
Lang:
„Bullyparade – der Film“ ist das Familientreffen von Michael „Bully“ Herbig (Die Bademeister, Wickie und die starken Männer), Christian Tramitz (Crazy Race, Jerry Cotton) und Rick Kavanian (Feuer, Eis & Dosenbier, 1 1/2 Ritter) und so erhält die kultige Sketch-Show 20 Jahre nach Erstausstrahlung in der Heimglotze eine Umsetzung auf Grossleinwand.
Eigentlich dachten wir, dass nach dem Überraschungserfolg Der Schuh des Manitus der Zenit dieses charmanten Dreiergespanns erreicht sei, umso schöner ist es nach so vielen Jahren die Wort-Witz-Akrobaten-Truppe wieder zu sehen. Grösstenteils ist es auch so, als würde man auf alte Freunde treffen.
Das Fundament des Films ist natürlich das TV-Format und schnell ist auch klar, wo der Hase im Pfeffer begraben liegt. Während eine 30-minütige Sendung mit losen Sketchen einfacher funktioniert und einen roten Faden nicht zwingend benötigt, braucht es auf Spielfilmlänge einen Handlungsstrang. Während das beim „Der Schuh des Manitu“ wunderbar funktionierte, war beispielsweise beim eher enttäuschenden Bean, die Luft rasch raus aus dem Witz-Blasebalg.
Für „Bullyparade: Der Film“ versuchten die Filmemacher die Crux zu lösen, indem sie die einzelnen Sketche, fünf an der Zahl, ausdehnten, willkürlich aneinander reihten und als Zeitreisen-Potpourri miteinander verheirateten. Na dann. Gesucht, aber aufgrund des Originalkonzepts halt auch irgendwie zu verzeihen. Was weniger OK ist, der Streifen ist an zu vielen Stellen langatmig und verliert sich in während der Absenz von Pointen auch schon mal ins Belanglose. Und das ist überhaupt nicht wonnig.
Die Dialoge hingegen sind mit sehr viel Wortwitz ausgestattet, was jeden Kenner der Bullyparade in Verzückung bringt. Verzichtet wird auf plumpen Humor oder frauenfeindliche Pointen, man schmunzelt lieber über den Klugscheisser, der die Satzstellung eines anderen Charakters korrigiert oder unsinnige Dialoge, die den ursprünglichen Erzählstrang ad absurdum führen. Und genau hier erfüllt „Bullyparade: Der Film“ die Erwartungen: die Wortspiele und die scharfzüngigen, durchdachten Dialoge bleiben das Schmiermittel für die Lachmuskeln in der Bullyparade.
Was der Film nicht bietet, ist was grundlegend Neues. Die Figuren sind altbekannt und eben auch altbewährt. Dies ist mit grosser Wahrscheinlichkeit das Hauptdilemma des Films. Auf der einen Seite fühlt man sich wohl, wenn man Situationen und Charaktere sieht, die einem bekannt sind, anderseits gibt es wenig Überraschungseffekte, die eigentlich essentiell wären. Trotzdem ist „Bullyparade – Der Film“ ein durchaus solides Stück Film.
Die Leidenschaft der Filmemacher drückt auch manche, recht hanebüchen generierte GCI-Effekte in die Ecke. Bei den Kulissen, den Kostümen und den Masken wurden augenscheinlich viel Energie und Zeit investiert und besonders bei den Persiflagen halten sich die Bildkompositionen oft genau an das Original halten, dass man schon fast von Hommage sprechen darf. Ja, dieser Bully muss eindeutig ein Filmnerd sein. Und deswegen bleibt er uns sympathisch! Ach ja, auch die Outtakes am Schluss sind dufte.
Fazit:
Zieht euch diese smarten Comedy-Streifen rein! Wenn nicht, seid ihr entweder verschissene Westärsche, Zipfelklatscher oder einfach nur geschnappt über!