Kurz:
Frau tötet Mann beim Liebesspiel und steht damit sogleich als Femme Fatale unter Mordverdacht. Kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor?! Richtig! Halloo, Basic Instinct!
Lang:
Vorspiel
Eine heisse Liebesnacht endet für den älteren, vermögenden Andrew March Michael Forest höchst unvergnüglich: er liegt am nächsten Morgen mit Kokain im Blut tot im Bett. Da das Ableben nicht ganz natürlich erscheint, steht sofort seine sexy Gespielin Rebecca Carlson (Madonna) im Visier der Polizei. Da diese auch noch die Alleinerbin des Toten ist, verdächtigt sie die Staatsanwaltschaft, ihren Körper als „tödliche Waffe“ eingesetzt zu haben. Der Anwalt Frank Dulany (Willem Dafoe) den Fall übernimmt den Fall, erreicht vor Gericht tatsächlich ihren Freispruch, erliegt aber ebenfalls ihren Reizen und beginnt eine Affäre mit ihr. Als er auf ein Komplett der Beteiligten stösst, wird’s auch für ihn brandheiss…
Hauptakt
Wie bereits angedeutet, wurden sowohl Intro wie auch Grundidee scham- und hüllenlos von Basic Instinct geklaut: Frau tötet Mann beim Liebesspiel, will sich rauswinden und manipuliert dazu weitere männliche Involvierte mit ihren sexuellen Reizen. Dass dann dabei aber einer tatsächlich seinen Verstand benutzt und das Spiel zu durchschauen beginnt, darf natürlich keinesfalls zugelassen werden!
Auf den ersten Blick tönt das Ganze nach einem Plot, der gefällt – Sex & Crime sind halt immer eine gute Kombination! Aufgrund desselben Grundgedankens erblickte im selben Jahr wohl auch Sliver mit Sharon Stone das Licht der Kinoleinwand, welcher beim Publikum aber ebenso durchfiel. Wie Body of Evidence wurde auch dieser mit diversen Nominationen für die Goldene Himbeere eingedeckt.
Dabei kann Body of Evidence durchaus mit einem sehenswerten Cast wie Frank Langella, Julianne Moore und Willem Dafoe aufwarten. Letzterer wurde sogar von Madonna selbst ausgesucht und hatte bereits einige Sex- und Nacktszenen vor der Kamera. In Antichrist (2009) sogar ähnliche S/M-Szenen wie jene mit Kerzenwachs in Body of Evidence. Obwohl der restliche Cast eine Liga über Madonna spielt, bekam diese immerhin eine Nominierung als „Sexiest Person“. Man nimmt halt, was man kriegt! Eigentlich schade, denn pflegte Madonna doch über Jahre hinweg ihr Image als Vamp und bewies mehr als genug ihre Wandlungsfähigkeit.
Nachspiel / Ausklang
Wirkte das Reiten eines Mannes in Ekstase bei Sharon Stone in Basic Instinct noch hocherotisch und heiss knisternd, ist ein Wunder, dass der männliche Propand während dem mechanischen und abrupten Rumgehampel von Madonna nicht um sein bestes Stück fürchtete. Die nachfolgenden Blüttler-Szenen muten dann aber erotischer und sinnlicher an, die Lust knistert authentisch und heiss auf dem Bildschirm. Provokant und sinnlich umgesetzt wurden auch die damals als gewagt geltenden SM-Spielchen mit Kerzenwachs und Fesseln, da diese bis in die Neunzigerjahre nicht so oft und explizit im Film gezeigt wurden. Hier überzeugen Dafoe wie auch Madonna mit ihrer Darstellung der wechselnden Dominanz über den jeweils Anderen. Leider aber wirken Madonnas Sexszenen insgesamt nicht geheimnisvoll und unberechenbar wie jene von Sharon Stone in Basic Instinct. Auch Madonnas Dialoge wie „Er wollte mit mir schlafen. Er brauchte mich nicht zu überreden. Er war ein sehr gut gebauter Mann“ verhunzen ihre Figur ungewollt. Und auch ihre Selbstoffenbarung im Finale „Sieh nicht so verletzt aus. Ich habe dich gefickt. Ich habe XY gefickt, ich habe XX gefickt; das ist, was ich tue: ich ficke.“ Dieser Text hinterlässt beim Zuschauer nicht mehr als einen peinlich-berührten WTF-Blick. Und offen bleibt die bange Frage, wie die Figur Madonna’s wohl statt einer Hasstirade mit einem tieferen, selbstreflektierenderen Blick in ihre Psyche rübergekommen wäre. Etwas mehr Tiefe und Drama statt Bulllshit und Hass sozusagen. Wieso man sich vorgenommen hatte, sie ausgerechnet durch sexuelle Exzesse mittels Körpereinsatz zu töten, bleibt ebenfalls ihr Geheimnis. Das Drehbuch führt die Story durch ein paar zu grosse Logiklöcher, dank derer man den Schluss nicht mehr ganz nachvollziehen kann.
Fazit:
Body of Evidence ist auch nach zwei Jahrzehnten durchaus noch sexy und anziehend, doch die erwähnten Mängel der Story sowie Madonnas Darstellung schmälern seine Anziehungskraft immens und machen aus dem Film nicht mehr als eine Affäre für eine Nacht. Aus diesen Gründen muss ich leider von einer längeren Turtelei absehen und erteile einen Korb in Form von folgender Gesamtwertung: