Kurz:
Nobody can do, what he does. True that!
Lang:
In «Blackbird», dem Filmdebüt des Riverdance-Stars Michael Flatley, der hier als Drehbuchautor, Regisseur und natürlich auch Hauptdarsteller grandios scheitert, wird eine unfreiwillig komische Jetset-Bond-Parodie präsentiert, die in ihrer Ästhetik am ehesten an einen Porno aus den 80er Jahren erinnert.
Bereits Tage nachdem dieser jetzt schon legendäre Film beim Londoner Raindance-Filmfestival 2018 gezeigt wurde – unter Ausschluss der Medien – poppten im Netz unzählige Berichte darüber auf, wie unzusammenhängend und konfus dieses ganze Machwerk sein soll. Diejenigen, die ihn gesehen haben, liess «Blackbird» traumatisiert und den Tränen nahe zurück.
In „Blackbird“ spielt Flatley Victor Blackley, einen supercoolen Geheimagenten mit dem Codenamen „Blackbird“, der eine Undercover-Spezialeinheit namens „The Chieftains“ anführt, die als Tarnung als Folkband unterwegs ist. Flatley trägt während des ganzen Films häufig ein äusserst gruseliges Halblächeln, flankiert mit halb zusammengekniffenen Augen. Seine enorm schmalspurige Schauspielpalette wechselt jedoch auch schon mal in Steven-Seagal-Territorium, heisst seltsam leere und trotzdem entschlossene Gesichtsausdrücke, ähnlich einem Touristen, der den anderen Urlaubern im Mittelmeer davon schwimmt, um sich heimlich im Meer zu erleichtern.
Die «Geschichte» beginnt mit der Story, wie Victors Frau Opfer von Terroristen in einem fremden Dschungel wird (ja, sogar die Rückblenden sind komplett verwirrend). Die Beerdigung findet auf dem Gelände von Victors spektakulärem Haus in der irischen Republik statt, das in Flatleys eigenem Herrenhaus Castle Hyde House in der Grafschaft Cork gedreht wurde. (Richtig geraten: Bescheidenheit ist nicht Flatleys Ding.)
Nach der Beerdigung, auf welcher wir das erste Mal einen Blick auf die «Hüte-Schräg-Tragen»-Obsession Victors erhaschen können, überlegt er sich, ob er sein Leben als Geheimagent aufgeben soll. Von der örtlichen Feuerwehr kalt abgeduscht verlässt er die Szenerie, um die nächsten Jahre in einem Luxushotel in der Karibik sein gebrochenes Herz zu pflegen.
In weissem Smoking, mit einem wiederum schräg sitzenden Panamahut, positioniert sich Flatley als einer Mischung aus Humphrey Bogart in „Casablanca“ und 007.
Als Filmemacher ist Flatley… mangelhaft. In einer langen Einstellung in Victors Bar – man denke an die berühmte Goodfellas-Aufnahme, aber in schrecklich – verfolgt Flatley sich selbst. Nur dass er jedes Mal, wenn die Kamera von ihm wegschwenkt, ganz stillsteht, bis sie wieder zurückkommt, und erst dann läuft er wieder los. Klar schauen Schauspieler auch schon mal direkt in die Linse der Kamera oder einzelne Szenen hängen planlos in der Luft.
Als Widersacher dient ein finsterer Waffenhändler, dargestellt von Eric Roberts, welcher dummerweise als Gast im Luxushotel auftaucht. Und noch dümmer, der Schurke kreuzt mit Victors alter Freundin Vivian (Nicole Evans) auf. (Also die Freundin, bevor seine Frau ins Gras gebissen hat.) Klar, dass Victor seine Rolle als Geheimagent wieder aufnehmen muss, um dem Waffenhändler das Waffenhandeln auszutrieben und sein Ex zu retten.
So übel wie «Blackbird» ist, es ist in gewisser Weise beeindruckend, wie Flatley Millionen seines Milliarden-Vermögens verbuttert, nur um seinen Bubentraum, einen Geheimagenten zu spielen, erfüllen konnte. Gleichzeitig hatte er aber die Ahnung eines maximal 12-jährigen Jungen, was ein Geheimagent eigentlich überhaupt tut.
Flatley lässt in massiv jüngere Frauen konsequent im Bikini herumlaufen, kein Wunder präsentieren sich die Darstellerinnen, als hätten sie soeben extra starke Dafalgan-Tabletten eingeworfen. Jede Dialogzeile ist unfreiwillig darauf ausgelegt, beim Publikum einen Nervenzusammenbruch hervorzurufen. «Forgive me father for I have sinned, and I’m about to sin again» oder «There’s no one like him, he’s irreplaceable. No one can do what he does” sind nur die Spitze des One-Liner-Eisbergs.
Natürlich braucht der Film auch eine grosse «Casino Royale»-Szene, in welcher sich Flatley und Eric Roberts mit hohen Einsätzen und üppigen Smokings im Pokerspiel duellieren. Selbstredend strotzt diese Szene ebenso von unfreiwilliger Komik, wie wenn Flatley einen Handlanger, der zehnmal so gross wie er ist, verprügelt. Comedy Gold!
Leider war sich Flatley zu keiner Zeit bewusst, wie unglaubwürdig und deppert seine Performance ist. Heimlich hoffte ich immer, dass er Flatley plötzlich seine Arme ausstreckt und über die am Boden liegenden Körper seiner Feinde steppt. Passiert leider nur im Kopfkino.
Fazit:
Michael Flatleys märchenhaft schlechte Spionagegeschichte ist ein Klassiker des Egosploitation-Kinos. Der «Lord of the Dance» liefert ein wahrlich historisch furchtbares Eitelkeitsprojekt.