Kurz:

T’Challa wird nach dem Tod seines Vaters zum König von Wakanda. Um die sichere Zukunft des Landes zu gewähren, muss er als Black Panther gegen Erik Killmonger um den Thron kämpfen.

Lang:

„Black Panther“ von „Creed“-Regisseur Ryan Coogler ist der gefühlt 30. Film des „Marvel-Cinematic-Universe“. Die Aussage ist natürlich übertrieben. Es ist erst der 18.

Da sich das Konzept bislang gemessen am Umsatz an der Kinokasse als Goldgrube erwiesen hat, könnte diese Zahl in einigen Jahren durchaus Realität werden. Zumindest wird auch der aktuelle Streifen keinen finanziellen Schiffbruch erleiden.

Mit „Black Panther“ bekommt ein weiterer Marvel-Held einen eigenen Solofilm spendiert. Die Figur wurde 1966 von Stan Lee und Jack Kirby erfunden. Zum 50. Jubiläum absolvierte der Panther in „Captain America: Civil War“ einen Kurzauftritt.

Hauptdarsteller Chadwick Boseman hat mit der Darstellung von James Brown in „Get on Up“ gezeigt, dass er durchaus schauspielern kann. Als T’Challa kann sich Boseman nicht gänzlich entfalten. Zu versteift ist sein Schauspiel geraten. Dennoch strahlt er genügend Charisma aus, um die Sympathie des Publikums zu gewinnen.

Comic-Verfilmungen kranken oft an schwachen Antagonisten. „Black Panther“ macht da keine Ausnahme. Michael B. Jordan („Creed“) hat zwar als Gegenspieler Killmonger eine halbwegs nachvollziehbare Motivation erhalten, kann jedoch nicht aus dem üblichen Bösewichter-Schema ausbrechen. Gleiches gilt für Andy Serkis (Gollum aus den „Lord of the Rings“-Filmen), der schon bei „Age of Ultron“ seine Einführung erhielt. Als fies grinsender Waffenhändler Ulysses Klaue ist er genauso wie Martin Freeman („The Hobbit“-Trilogie) wegen einer lahmer Charakterzeichnung verschenkt.

Schauspielerischer Höhepunkt ist Letitia Wright („Urban Hymn“) als Shuri, die Schwester von T’Challa. Charmant und witzig verkörpert sie ihre dem gewitzten Bond-Tüftler Q ähnelnde Figur. Für künftige Agenten-Thriller wäre sie eine gute Besetzung.

Coogler setzt auf die Handlung und Figuren statt der Zerstörungswut zu frönen. Der Film beginnt angenehm unspektakulär und setzt diesen Kurs bis etwa zur Mitte durch. Wenn es mal kracht, dann im kleinerem Rahmen.

Wäre da nicht das Finale, in welchem generisch alles demoliert wird, was nicht niet- und nagelfest ist. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wünscht man sich mal mehr Innovation. Die qualitativ zwischen mittelprächtig und ansehnlich schwankenden Effekte helfen nicht, Ermüdungserscheinungen zu kaschieren.

Wenigstens bricht man bei der Musikuntermalung vom üblichen Schema aus und liefert eine Mischung aus afrikanischen Einflüssen, Orchesterklängen und Hip-Hop.

Nicht nur im Bezug auf die Musik haben sich Coogler und seine Mitarbeiter bemüht, einen eigenständigen Film zu drehen. Es gibt nur wenige Anspielungen auf das Marvel-Universum und kurze Rückblenden zu „Civil War“. Ansonsten grenzt man sich von den restlichen Superhelden-Abenteuern ab. Somit steht „Black Panther“ auf eigenen Füssen. Abgesehen von der obligatorischen Szene nach dem Abspann ist der kommende „Infinity War“ kein Thema.

Die bemüht auf Humor getrimmte Ausrichtung von „Thor: Ragnarok“ weicht einer bodenständigeren und ernsthafteren Ausrichtung. Flapsige Sprüche und Situationskomik gibt es aber natürlich immer noch.

Die Geschichte ist ein Mischmasch aus verschiedenen bekannten Filmen. Es geht unter anderem um die Selbstfindung, um Auseinandersetzungen mit der eigenen Herkunft, Rache und Wut. Hat man schon oft gesehen. Da werden beispielsweise gleich am Anfang Thematiken von „The Lion King“ aufgegriffen, Gadgets im Stile eines „James Bond“-Streifens erklärt oder zum Schluss „Star Wars“-Weisheiten über die Liebe bemüht.

Mehr Innovation bietet das fiktive afrikanische Land Wakanda. Es ist der Heimatort von T’Challa und seiner Familie. Eine Ortschaft mit weit entwickelter Technologie, verschiedenen Stämmen und eigenen Traditionen. Diesen Status verdanken die Einheimischen dem Material Vibranium, das stärkste Metall des Planeten. Die Bewohner bauen es an und schotten sich von der Aussenwelt ab.

Das klingt nach einem interessanten Schauplatz. Das Potenzial wird leider nicht ausgeschöpft. Wakanda funktioniert ähnlich wie Asgard in den Thor-Filmen. Eine aufwändig erstellte Kulisse aus dem Rechner, welche nur als schön aussehender Nebenschauplatz ohne eigene Identität dient.

Ähnlich verhält es sich auch mit „Black Panther“. Ein Film, welcher viel mehr als nur ein weiterer Superhelden-Snack sein könnte. Wären da nicht die Zügel eines machtvollen Unternehmens im Hintergrund.

Fazit:

„Black Panther“ variiert mit einigen Marvel-Elementen, gehört schlussendlich trotzdem zum gewohnten Einheitsbrei. Handwerklich ist er gewohnt aufwändig inszeniert und bietet interessante Ideen. Am Ende bleibt jedoch wenig haften. Die Geschichte bietet ein leidlich originelles Potpourri aus bekannten Zutaten. Zudem schwankt das Niveau der Spezialeffekte.

Andererseits: Fans der 17 vorherigen Werken kommen auf ihre Kosten. Action, Situationskomik, bunte Optik und Referenzen auf die Popkultur sind auch hier vorhanden.

Etwas bahnbrechend Neues im etablierten Superhelden-Kosmos ist der erste Einzelauftritt des Black Panthers aber nicht geworden.

 

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