Kurz:
Indiana Jones für B-Movie-Nerds.
Lang:
Allan Quatermain ist eine Romangestalt des englischen Schriftstellers Henry Rider Haggard. In diversen Büchern, das erste wurde 1888 (!) publiziert, durfte sich Quatermain durch seine Abenteuer kämpfen. Filmadaptionen gab es natürlich auch zuhauf. Sean Connery (The League of Extraordinary Gentlemen) oder Patrick Swayze (King Salomon’s Mines) schlüpften bereits in die Haut des englischen Abenteurers. Zudem ist eine Reboot mit Chris Hemsworth geplant.
Willkommen im Jahr 1986. Yoram Globus und Menahem Golan beleben mit ihren kurzweiligen Action-Krachern die 80er-Kino-Kultur. Klar machen die beiden auch vor Allan Quatermain nicht halt. Und so wird aus „Allan Quatermain and the Lost City of Gold“ ein billiges und verdammt unterhaltsames Mischmasch zwischen Indiana Jones und James Bond
Die Story geht in etwa so: Irgendwo in Afrika im Dschungel so um 1910 lässt es sich das Neo-Paar, bestehend aus Abenteurer Allan Quartermain und Archäologin Jessie Huston, gut gehen. Verständlich, hatten die beiden doch gerade eine stressige Begegnung mit König Salomon. Doch die Ruhe ist nur von kurzer Dauer, denn das nächste Abenteuer kommt in Form maskierter Jäger, diffusem Goldschmuck und üblem Schauspiel zurück. Hopp de Bäse, ab auf die nächste Schatzsuche.
Wieso „Quatermain“ aus den Mündern der Schauspieler eher wie „Quarter-Man“ tönt, wird den Zuschauern bereits nach 5 Minuten klar. Richard Chamberlain kriegt knapp einen Viertel-Indy hin. Trotzdem ist er um keinen Biss in den Apfel verlegen, stolpert mit billigsten Zaubertricks durch die Geschichte und pflegt einen Kampfstil, bei dem er sich am ehesten noch selbst verletzt.
Sharon Stone gibt die Archäologin. Mit weit aufgerissenen Augen und einer unzähmbaren Hyperaktivität, geschmückt mit Klamotten, die in ihrer Absurdität fast an ein Lady Gaga-Konzert erinnern, spielt Stone das für die 80er bekannte, klassische Dummchen. Sharon Stones absurde Darbietung brachte ihr verdientermassen eine Nomination für die Goldene Himbeere als schlechteste Schauspielerin ein.
In „Allan Quatermain and the Lost City of Gold“ kriegen die Turteltäubchen sogar noch Begleitschutz. Vorhang auf für die beiden, politisch nicht ganz korrekten Comic Reliefs. In der einen Ecke haben wir den Inder, der wohl nicht klischierter hätte dargestellt werden können. Selbstverständlich von einem New Yorker (Robert Donner) gespielt, spricht er so, wie man sich einen leicht rassistischen Stand-Up-Komödianten vorstellt, der sich im Stile eines King-Julien über Inder lustig macht. In der anderen Ecke steht der schwarze Krieger mit dem klingenden Namen Umslopogaas (jaja, der hiess schon in den Büchern so). Umslopogaas schwingt sich mit seiner überdimensionalen Axt durch den afrikanischen Dschungel. Und er schwingt sich auch, wenn es eigentlich nichts zum zerhacken gibt. Nonstop. Nebenbei schaut er grimmig drein und türmt sich bei jeder Gelegenheit vor vermeintlichen Gegnern auf. Das wäre es dann schon mit der Rolle von James Earl Jones.
Die paar Gepäckträger, die die Reisegruppe Quatermain mitschleppt sind nicht der Rede wert und sind eh nur für die Opferrollen ausgesucht. Schön der Reihe nach werden die Luggage-Manager dezimiert. Köstlich. So jagt also der Fellowship of the Goldhunters einen Goldschatz und kämpft sich durch Wind, Fluss, über Berge und Sanddünen und torkelt dabei von einem Hinterhalt zur nächsten Falle. Für gut 50 Minuten funktioniert der Film immer gleich: Fellowship gerät in Falle/Hinterhalt/verzwickte-Lage, ein Sklave stirbt. Fellowship reist weiter. Fellowship gerät in Falle/Hinterhalt/verzwickte-Lage, ein Sklave stirbt. Fellowship reist weiter. Fellowship gerät…., das ganze dauert so lange, bis keine Gepäckträger mehr vorhanden sind.
Doch auch die Dialoge sind unglaublich mies geschrieben und repetitiv. (Was den Best-Worst-Faktor merklich hebt). Viele Szenen bestehen einzig daraus, dass die Schauspieler schön der Reihe nach je einen sinnlosen One-Liner herunterleiern. Diese sinnfreie Anordnung zusammenhangsloser Aussagen wird dann mit gemeinsamen Gelächter abgerundet. Fertig Szene 27, weiter zu Nummer 28. Husch husch.
Der Film ist 100%iger Nonsens – im besten Sinne. So tunkt der Bösewicht mit einem selbstgebastelten Kran seine ungehorsamen Untertanen in heisses Gold, nur um damit seine Decke zu schmücken. Selbstverständlich sind auch Kostüme und Kulissen eine Augenweide für Trash-Fanatiker. So schiessen Plastik-Schlangen aus Höhlenwänden, Hand-Puppen-Fledermäuse kreischen Stone ins Gesicht (und sie selbstverständlich zurück) und unsere Helden bekämpfen mit exzessivem Kanu-Paddeln (!) einen Feuerball.
Fazit
„Allan Quatermain and the Lost City of Gold“ ist ein B-Movie, der unfreiwillig alles richtig macht. Der Streifen unterhält mit seinem liebevollen 80er-Charme, einem absurden Plot, unterhaltsamsten Überzeichnungen und unglaublich miesen, aber wunderschön handgemachten Spezial-Effekten.