Kurz:
In der Freizeit Farmer, hauptberuflich Cyborg-Schmied. Captain Coldyron erschüttert, trotz permanenten Rückenschmerzen und akuter Maulträgheit, nichts, ausser vielleicht, wenn sein Lieblingscyborg 25 Jahre zu früh aus dem Labor ausbüxt.
Lang:
Nachdem Regisseur Cullen Blaine die Zuschauer in den ersten zehn Minuten mit vier (!) verschiedenen Szenen in die Welt von „R.O.T.O.R.“ einführt, beginnt der Nonsense erst richtig. Captain Coldyron trinkt frischen Orangensaft, pflückt seine Karotten direkt aus dem Kühlschrank und brüht sich seinen Coffee in einer waschechten Texas-Tasse. Kurz: die American-Way-Of-Country-Life-Idylle scheint ihm aus dem Arsch. (Dass er sich seinen Kaffee mit seinem besten Freund – dem Pferd – teilt, ist eigentlich Nebensache.) Nach der Tasse Koffein reiten Coldyron und Pferd zusammen aus und sprengen grundlos unschuldige Bäume in die Luft. (Not kidding.) Nach diesem sinnfreien Kaboom gibt es den ersten von vielen abrupten Szenerien-Wechseln und unser Hexenschuss-Captain stolziert in sein „Tactical Operation Lab“ um dort Robocop zu kopieren. Das streng geheime Programm trägt den sinnvollen Titel „Robotic Officer Tactical Operation Research“.
Die Auflistung weiterer Sinnfreiheiten würde den Rahmen dieser Review sprengen, darum gibt es die weitere Story in Kurzform: R.O.T.O.R. (kurz: Rotor) bricht aus und sieht Rot. Und so liegt es an Captain Coldyron und seiner Assistentin, ein mit Steroiden-vollgepumptes-Wrestling-Kampfweib mit Stinktier-Frisur (not kidding), den amoklaufenden Roboter einzufangen.
Nebst der Geschichte ist auch das Schauspiel grandios. Grandios übel. Die Heldenfigur in dieser Trash-Kanüle verkörpert Richard Gesswein. Korrekterweise seine erste und letzte Filmrolle. Vermeintlich stilsicher mit Sonnenbrille und einer blonden Dauerwellen-Perücke zieht Gesswein alle Register des passiv-aggressiven Nicht-Schauspiels. Unglaublich wie er es schafft, seine Oberlippe beim Sprechen tot aussehen zu lassen. (Sein Sprechstil erinnert an Martina Hingis.) Zudem macht es den Anschein, als musste der arme Kerl den Dreh mit massiven Rückenschmerzen bewältigen. Nur so ist sein schmerzverzerrtes Gesicht und sein ultrasteifer Gang zu erklären.
Und dann wäre noch Rotorcop, ähm Rotor himself. Ausgerüstet mit Schnauzer und Riesenbrille knallt er einen unschuldigen Schnellfahrer über den Haufen. Ein sehr rabiater Bursche. Was wir sonst noch über Rotor gelernt haben:
- Rotor ist extrem lärmempfindlich. Hupen geht gar nicht. (Wieso ihm sein eigener Motorrad-Lärm aber nichts ausmacht wissen die Götter.)
- Rotor ist zwar ein Cyborg, kann sich aber ganz doll nerven und haut auch schon mal richtig feste auf den Tisch.
- Rotors Bewegungsradius ist auch ohne Kostüm kleiner als jener von Batman (zu Keaton-Zeiten notabene).
- Nichts kann Rotor stoppen. Nicht mal Stühle.
„R.O.T.O.R.“ pendelt unbeholfen im 80er-Trash-Teich, macht aber genau durch diese Unbeholfenheit einen Riesenspass. Typisch 80er bietet er grandiose Klamotten (inklusive Achselpolster), kitschigen Pop-Soundtrack und gigantische Handys. Einzelne Kritiker bemängeln, dass sich der Streifen viel zu ernst nimmt, wir sind aber der Meinung, dass genau dies die Stärke von „R.O.T.O.R.“ ist. Der Film wirkt zu machen Teilen als hätte sich Tommy Wiseau an einem Remake von „Robocop“ versucht.
Fazit:
„Hölzernes Schauspiel, miese Effekte, eine stümperhaft zusammengeklaute Geschichte und jene WTF-Momente. „R.O.T.O.R.“ ich liebe dich.