Kurz:

Heavy Metal ist Teufelsmusik. Punkt.

Lang:

Eigentlich habe ich Deathgasm im Rahmen meines „6 Days – 20 Movies“-Projekts bereits gesehen. Da die Vorführung bei gefühlten 80% Luftfeuchtigkeit um 1.00 Uhr morgens in einem stinkigen Kino in Neuchâtel stattfand, macht es aber durchaus Sinn, nochmals zu verifizieren, ob „Deathgasm“ wirklich dermassen grandios durchgeknallt war oder meine Sinne durch die anstrengenden Rahmenbedingungen getrübt wurden.

„Deathgasm“ ist eine absolut abgefahrene Splatter-Heavy-Metal-Orgie aus New Zealand. Originell gefilmt, mit sehr sympathischen Hauptdarstellern, erzählt der Streifen die klassische Underdog-Story eines gemobbten Teenagers, der seine Zuflucht in den Klängen von Bands wie Anal Cunt, Cannibal Corpse oder Trivium findet. Irgendwie stösst er dabei auf das Notenblatt der „Schwarzen Hymne“, mit welchem er und seine Band Deathgasm fix Satan (oder hier Aeloth) in die Gegenwart zaubern. Dabei werden die Einwohner des Kleinkaffs kurzum zu besessenen Dämonen, welche dann schön der Reihe nach mit Kettensäge, Baseballschläger und Dildos (…) in ihre Einzelteile zerlegt werden.

Der Streifen hat einen gefälligen Aufbau. Milo Cawthorne überzeugt als Outsider, gefangen in einer Welt, in welcher er nicht sein möchte. Sein Techtelmechtel mit Schul-Hottie Kimberley Crossman gefällt mit geübtem Blick für Details, gewürzt mit pointierten, liebevollen Dialogen. Auch die Rebellen-Freundschaft mit Metal-Rüpel Zakk (James Blake) ist plausibel und stets erfrischend. Die erste Hälfte von „Deathgasm“ ist ein äusserst charmanter, kluger und verdammt witziger, pechschwarzer Indie-Film im Death-Metal-Gewand. Dann folgt die zweite Hälfte.

Abrupt wechselt die Tonalität und der Streifen mutiert zu einem apokalyptischen Gemetzel, das Seinesgleichen sucht. Gore nimmt Überhand und ertränkt den anfangs aufgebauten Charme in eimerweise Blut. Versteht mich nicht falsch: ich LIEBE Gore. Besonders wenn dieser handgemacht und kreativ wie hier zelebriert wird. Aber der uferlose Splatter-Overkill untergräbt das Quäntchen Anspruch, welches der Streifen anfangs aufgebaut hat. (Als gutes Beispiel: beim genre-ähnlichen und marginal besseren „Turbo Kid“ wirkt das ganze stringenter und weniger „erzwungen“.) Nicht dass die zweite Hälfte von „Deathgasm“ keinen Spass macht. Im Gegenteil. Köpfe werden gespalten, Torsos halbiert, Kiefer abgerissen, Schädel zu Brei gehauen – und alles immer sehr schön untermalt mit Heavy-Metal-Gebolze. Der Wandel der Horde Verlierertypen zu kaltblütigen Dämonen-Schlächtern passiert einfach zu schnell.

Dennoch mag ich – als 80/90er-Metal-Head – „Deathgasm“ sehr. Für ein Regiedebut (Jason Lei Howden ist normalerweise verantwortlich für die Special Effects der Blockbuster wie „The Hobbit“„Prometheus“ oder „Man of Steel„) ist der Streifen originell und bereitet auf infantile Art und Weise viel Freude. Ein Quäntchen mehr Mut zur Tiefe hätte dem Film sicherlich noch besser gestanden. So bleibt es halt „nur“ bei einen veritablen „Braindead“-Nachfolger. Auch nicht schlecht, oder?

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