Kurz:
Gott räumt auf.
Lang:
Wenn mich die Macher von ABCs of Superheros auf den potentiellen Nachfolger von Mr. Tommy Wiseau hinweisen, macht mich das schon mal sehr neugierig.
Sieht der vermeintliche New-Wiseau noch so richtig Scheisse aus, umso besser. Trotz kärglichen Schauwerten scheint dieses Mannsbild dermassen selbstverliebt, dass es nicht einfach in bester Wiseau-Manier seinen Hinterteil in die Kamera hält, nein dieser Charakterkopf zeigt den unschuldigen Zuschauern seine Eier. Wirklich. Guckst du:
Neil Breen heisst der eitle Herr. Im realen Leben war er Immobilienmakler und jetzt dreht er in seinem eigenen, surealen Hollywood-Universum Filme. Bereits drei an der Zahl hat Mr Breen verbrochen: „Double Down (2005)“, „Fateful Findings (2013)“ und „I Am Here… Now (2009)“.
Als Einstieg in den konfusen Breen-Kosmos wähle ich die goldene Mitte: „I Am Here….Now“ aus dem Jahr 2009. Und nein, liebe Tea-Bagging-Fans, es ist nicht der Eier-Film. (Das wäre „Double Down“ und die erwähnte Sack-Szene gibt es natürlich auf YouTube zu bewundern.)
Selbstverständlich wurde „I Am Here….Now“ produced, written, directed by Neil Breen. Klar spielt er auch die Hauptrolle, denn der Hauptprotagonist in diesem geistesabwesenden Streifen ist kein Geringerer als Gott.
Ein weiteres klitzekleines Indiz für die grenzenlose Selbstsucht Breens: bei den Anfangstiteln führt er sich als einziger Darsteller abgesondert auf. Der Rest des Casts findet sich komprimiert auf einer Seite wieder.
Seine subtile Message, vermittelt uns der göttliche Breen kurz nach seiner Niederkunft auf unserem Planeten: „I am dissapointed in your species. The human species“. In Breens Eitelkeitsprojekt ist das Schlechte schnell bloss gestellt: Politiker, Drogensüchtige, Stripperinnen, Gangster und Leute, die wehrlose Rollstuhlfahrer umkippen. Klar sieht Gott diesem Treiben nicht einfach zu, sondern macht sich auf, dieses Dreckspack auszurotten.
Die einzig gute Errungenschaft der menschlichen Spezies, in den Augen Breens notabene, ist… Solarenergie! Mit nicht enden wollenden Stockbildern von Solarzellen (und Delphinen!?!) rundet Breen sein persönliches Statement ab. Die cineastische Propaganda für nachhaltige Energiequellen ist dermassen uferlos, dass sich ein „I Am Here….Now“-Trinkspiel regelrecht anbietet: >>> Trinke bei jedem Hinweis auf „Sustainable Energy“ einen Jägermeister-Shot und du bist garantiert nach 25 Minuten komplett hackedicht.
Breens Schauspiel findet nicht statt, seine Dialoge haben das Niveau eines Viertklässlers und seine Geschichte ist gespickt mit Absurditäten. Ein Beispiel gefällig? Eine allein erziehende Mutter wird als Mitarbeiterin eines Solarinstituts gefeuert und heuert am nächsten Tag, auf Tipp ihrer Zwillingsschwester, als Nutte an. Wieso? Because she is so desperate. Die Geschwister sind sowas wie der rote Faden von „I Am Here….Now“. Bevor ihre göttliche Rettung eintrifft, machen die beiden verzweifelten Mädels „alles“ um an Geld zu kommen. Peinlicher Höhepunkt ist ihr „laszives“ Bad in einem offensichtlich sehr kalten Pool. Für einen gierigen Politiker (what else) räkeln sie sich auf Luftmatratzen. Dass dieser Dreh definitiv unangenehm gewesen sein muss, steht den beiden armen Girls ins Gesicht geschrieben. Die eine knallt beim holden Versuch auf die Luftmatratze zu steigen sogar den Kopf an den Poolrand. Autsch. Die Szene nochmals drehen Mr. Breen? Nene, passt schon, merkt eh kein Schwein. Well,….
„I Am Here….Now“ bietet aber noch viel mehr (denk an hässliche Manboobs, eine Anti-BH-Werbekampagne, ein Zombie, abgehackte Hände und Ohren etc…), aber es würde den Rahmen sprengen, alles in diesen Blog zu packen. Wer will kann einen sehr amüsanten (englischen) Abriss über den ganzen Plot hier nachlesen. Oder ihr schaut euch den Film in Gänze unten in diesem Blog an.
„I Am Here….Now“ ist der Inbegriff eines guten schlechten Films! Tommy Wiseau muss sich warm anziehen, denn mit Neil Breen wartet bereits ein mehr als würdiger Nachfolger auf die Krone des Trash-Kings. Ich freue mich schon jetzt auf „Double Down“ und „Fateful Findings“.
3 thoughts on “I Am Here….Now (2009)”