Kurz:
Zwei Brüder bringen dumme Dinomenschen zum tanzen.
Lang:
Ich liebe Super Mario und alle seine Videospiele. Nur diese Sportversoftungen finde ich schrecklich. Und natürlich geht eine Runde Mario Kart immer. Immer! Mit Super Mario Bros. und all den anderen Renn- und Hüpf-Spielen habe ich die schönsten Stunden meiner Jugend verbracht. Ja, Sheldon von The Big Bang Theory lässt grüssen.
Dass es Anfang der wunderbaren 90er-Jahre eine Realverfilmung gab, wusste ich zunächst gar nicht. Erst als MTV mich damit berieselt hat und Zeitschriften wie die Bravo darüber ausführlich berichteten, war ich natürlich sofort Feuer und Flamme.
Doch schon damals war der kleine Filmkritiker in mir sehr, sehr skeptisch. Ein Videospiel verfilmen, ist das denn überhaupt möglich? Und wie soll der Pixel-Klempner auf die grosse Leinwand gebracht werden? Dennoch war ich voller Vorfreude und kaufte mir sogar im Voraus den Soundtrack auf CD, den ich übrigens immer noch besitze. Verantwortlich dafür war eigentlich der Roxette-Song „Almost Unreal“, der damals bei MTV rauf und runter lief. Der Song ist übrigens heute noch ziemlich toll. Wirklich!
Tja, und dann nahm das ganze seinen Lauf. Und eine Ohrfeige nach der anderen donnerte im Kino in mein Gesicht. Mein Fanherz wurde regelrecht mit einem Löffel herausgestochen (Robin Hood mit Kevin Coster, toller Film!). Der Streifen war und ist einfach eine Frechheit, der die Franchise einfach nur vergewaltigt hat. Heute kann man ihn nur mit einem Augenzwinkern ertragen und mit der Trash-Brille konsumieren.
Alleine die Geschichte ist ganz grosser Hokuspokus-Humbug. Also, da sind da diese zwei Klempner Mario (Bob Hoskins: Warum?) und Luigi (John Leguizamo: Der hat ganz komische Zähne), die während eines Auftrags der Archäologin Daisy (Samantha Mathis: Süss, dochdoch) über den Weg stolpern. Diese führt die beiden dann in eine Parallelwelt, wo sich Dinosaurier zu Menschen entwickelt haben. Denn ein Meteorit hat damals auf der Erde irgendwie die Zeitrechnung geteilt. Es gab zwei Entwicklungen und dann wurden die Dinomenschen sauer und wollen jetzt Rache und dann… Gott, was für eine Scheisse!
Wo war ich? Also, da ist da dieser Dinokönig Bowser (Dennis Hopper: Warum, Herr Hopper, warum!?), der ist sauer und will jetzt beide Universen mit der Hilfe eines Kristalls, den Daisy um den Hals trägt, vereinen und über beide Welten herrschen. Und dann ist da noch irgendetwas mit einem Urschleim, aber ich habs nicht verstanden. Daisy ist übrigens die Tochter des Pilzkönigs, der das Kind damals in weiser Voraussicht in unsere Welt katapultierte. Der Pilzkönig hat sich übrigens über das ganze Bowser-Reich ausgedehnt und klebt und saut jetzt alles voll. Warum? Ich weiss es nicht!
Natürlich müssen nun Mario und Luigi nicht nur die entführte Prinzessin retten (ja genau, die wird dann auch noch entführt), sondern auch das gesamte Pilzkönigreich, also dieses Dinohattan (ja, Dino-FUCKING-hattan!) vom Dino-Joch befreien.
Dabei kommen ihnen immer wieder diese dummen, saudummen Koopas in die Quere. Dies sind diese süssen Schildkrötchen bei Super Mario Bros. wo man immer schön auf den Kopf springen darf. Im Film sind es menschenähnliche, ziemlich grosse Wesen mit ganz winzigen Köpfen. Und die sehen so dumm aus. Und man sieht denen schon von weitem an, dass da Typen in Kostümen drin stecken, die auf dem Kopf einen kleinen Koopa-Kopf angeheftet haben. Meine Güte, ist das schlecht!
Höhepunkt dieser vielen Begegnungen ist die nicht-legendäre Liftszene. Diese Viecher sind ja so dumm, dass sie die Klempner gar nicht bemerken, als sie einsteigen. Also verstecken sich Mario und Luigi einfach hinter diesen torkelnden Dingern. Dann beginnt Luigi an den Koopas herumzufummeln und bewegt sie leicht von links nach rechts, so dass die Kerle beginnen im Aufzug zu tanzen. WHAT THE FUCK?!
Uhhh, jetzt werde ich warm. Weitere dumme, sinnlose Dinge: Mario trägt zuerst immer nur grün und Luigi rot. WHAT?! Toad (der süsse kleine Typ mit dem Pilz auf dem Kopf) ist im Film ein Musiker wird aber auch in einen Koopa verwandelt. RIGHT! Obwohl überall Plakate von Bowser rumhängen, erkennen die Brüder ihn nicht bei der ersten Begegnung. UFF! Der Dinodrache Yoshi hat auch einen ziemlich blöden Auftritt. NETT! Die Babybombe am Ende des Films ist zwar eine hübsche Referenz an die Videospiele, hat aber ein Zeit-Geschwindigkeits-Logik-Problem. MÜDE!
Die Haben-Seite ist klein, sehr klein, aber vorhanden: Die Chemie zwischen den Brüdern, sprich zwischen den Schauspielern, ist durchaus präsent. Denen nahm ich die familiäre, enge Verbindung jederzeit ab. Sogar Bowser hat ein paar gute Momente, wo das hohe Schauspielkönnen von Dennis Hopper durchaus an die Oberfläche gelangt.
Doch meistens werden die Augen mit Overacting und ganz miesen Schauspielern und noch schlechteren Dialogen bestraft. Der Look in der Parallelwelt, eine Mischung aus Mad Max und (bitte hier einen Scifi-Film nach Wahl einsetzen) ist ordentlich. Die Spezialeffekte sind für Trashfreunde ein Fest. Also was da die Macher rausgehauen haben, ist ja eine Mordsgaudi. Vor allem der Übertritt von einer Welt in die andere. WOW!
Fazit:
Das Fanherz blutet. Der Film ist eine Frechheit für jeden Super Mario-Fan. Selbst wenn man ihn mit der Trash-Brille betrachtet, braucht es immer noch sehr, sehr viel Toleranz. Es gibt durchaus ein paar gelungene Momente (ok, die Lift-Szene finde ich jetzt doch saudummcool) aber leider zu viele Facepalm-Situationen, die einfach nur weh tun. Lustigerweise glaubten die Macher an den grossen Erfolg. Denn am Schluss des Films wird ganz klar, dass da ein weiteres Abenteuer auf die Klempner-Brüder wartet. Dem Filmgott sei Dank, wurde daraus nichts. Der Roxette-Song ist aber immer noch super!
Zwei von fünf Schnauzbärten