Kurz:

Eine Reality-TV-Crew produziert in Moldawien (…) ein „Home Improvement“-Format und trifft auf sture Einwohner und viel Hokus Pokus.

Lang:

Im Zentrum von „They’re Watching“ steht die Produktion einer Reality-Sendung mit Gast Becky Westlake (Brigid Brannagh). Westlake zog von einem halben Jahr in eine abbruchreife Waldhütte – aus welchen Gründen auch immer (15 Minutes of Fame?) – um diese dann in 6 Monaten selbstständig zu renovieren. Von tollen „Vorher/Nachher“-Montagen erhofft sich das Studio grosse Zuschauerzahlen. Also schickt es eine Film-Crew nach Moldawien um die Nachher-Bilder einzufangen. Primär filmt die auserkorene TV-Crew aber sich selbst. Zuerst auf dem Weg nach Moldawien, dann bei ihren ersten Begegnungen mit Moldawiern und anschliessend beim Dreh der TV-Show. So oder so – eine Kamera läuft immer!

„They’re Watching“ versucht dabei die klassischen POV-Elemente mit leicht satirischer Comedy aufzulockern. Unumgänglich, dass der Streifen dabei den Horror und teils auch die Spannung verliert. Was auch nicht besonders tragisch wäre, wenn die komödiantischen Parts nicht so durchzogen wären. Der Spagat zwischen Horror und Satire gelingt nur bedingt.

Einzelne Szenen, hauptsächlich mit düster und unfreundlich dreinblickenden Einheimischen, sind sehr creepy und bedrohend eingefangen. Diese konstante, visible Bedrohung, welche auf positive Art und Weise an ähnlich beklemmende Szenen aus „It Follows“ erinnert, macht die ersten 50 Minuten des Streifen sehr sehenswert. Der Thrill und Spannungsaufbau funktioniert, obwohl die vermeintliche Schlussszene bereits zum Einstieg serviert wird.

Die Krux bei allen Point-of-View-Filmen bleibt aber, dass die Umsetzung Sklave der eigenen Auflagen wird und somit der Stil die Plausibilität erdrückt. Fragen wie „Wieso stellt ihr die Kamera jetzt nicht ab?“ oder „Wer filmt jetzt überhaupt?“ werden selbstverständlich nie geklärt. Auch ein Problem bei dieser Art von Filmen ist, dass trotz den limitieren (sinnvollen) Einstellungen immer noch versucht wird auf Biegen und Brechen Hintergrundstories einzubinden, um so den Protagonisten (vermeintlich) mehr dramatisches Gewicht zu verleihen. Dadurch bricht die Spannung immer wieder weg. So wird eine Romanze und ein diffuses Afghanistan-Trauma eingebaut – ohne plausiblen Grund.  Weniger wäre wohl auch bei „They’re Watching“ mehr gewesen. (Dass ein guter POV-Film nicht zwingend mindestens 90 Minuten gehen muss, hat beispielsweise der grandiose „Creep“ im letzten Jahr eindrücklich bewiesen.)

Zu den Schauspielern: „TV Celebrity“-Brannagh gelingt der Spagat zwischen naivem Landei und mysteriöser Diva erstaunlich gut. Eine hypernervöse, klischierte Produktionsleitung (Carrie Genzel) und ein moldawischer Gigolo/Reiseführer (Dimitri Diatchenko) sind für die locker, flockige Unterhaltung zuständig, während die TV-Crew um Mia Faith, David Alpay und Kris Lemche im Zentrum von „They’re Watching“ steht. Besonders Faith fällt (optisch) auf, während Lemche mit seinen zynischen Kommentaren für die meisten Lacher im Film sorgt.

Somit servieren die Regisseure/Drehbuchauthoren Jay LenderMicah Wright eine lockere, cineastische Zwischenmahlzeit mit einer Prise Originalität, aber hauptsächlich mit Ingredienzen aus „Rec“, „Evil Dead“, „Assault on Predict 13“ und natürlich „Blair Witch Project“. Viele Füllerstories lassen die bedrohliche Stimmung nur in Wellen aufkommen und ein absolut lächerliches Over-The-Top-Finale schafft es dämlich und grandios gleichzeitig zu sein.

Fazit:

Wiederum kurzweilig investierte 90 Minuten mit ein paar gelungenen Gore-Szenen, einem sympathischen Cast, einigen gelungenen Einfällen und einem WTF-Finale der Extraklasse.

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