Kurz:

Ein britischer Abenteurer will der Welt beweisen, dass sich im bolivianischen Urwald eine Hochkultur verbirgt.

Lang:

Bei einer Vermessungs-Expedition im Amazonas entdeckt der Forschungsreisende Percival „Percy“ Fawectt mysteriöse Artefakte einer anscheinend hochentwickelten Kultur. Getrieben durch seinen Ehrgeiz, der Entdeckungslust des frühen 20. Jahrhunderts und dem Wunsch innerhalb der englischen Gesellschaftsschicht aufzusteigen, ist er besessen davon die verborgene Stadt „Z“, wie er sie nennt, zu finden. In diesem Unterfangen stehen ihm jedoch etliche moralische, menschliche, sowie natürliche Hindernisse im Weg.

„The Lost City of Z“ ist ein vorallem optisches Wunderwerk. James Gray (The Yards, The Immigrant) präsentiert eine ansehnliche Mischung aus Historiendrama, Abenteuerfilm und Biographie. Prächtige Naturaufnahmen vermischen sich mit nostalgieanmutenden Alltagsszenen um die vorletzte Jahrhundertwende. So wohnen beispielsweise Männern mit schicker Gesichtsbehaarungen einer Opernaufführung mitten im Urwald bei.

Auch schön wie die Lebensgeschichte des Helden mit gepflegten und nachvollziehbaren Übergängen linear erzählt und mit stimmigen Kompositionen unterlegt wird.

Die Charaktere sind liebevoll geschrieben, gut gespielt und kriegen unsere Sympathiepunkte. Selbst Robert Pattinson (Twilight, Remember Me) darf man entgegen allen Vorurteilen für seine Leistung in der Rolle als rechte Hand von Percy Fawcett Anerkennung zollen. Soviel zu den positiven Aspekten von „The Lost City of Z“.

Der Film besitzt jedoch mehrere Schwächen. Beginnen wir mal mit der Spieldauer: 141 Minuten sind definitiv zu lange. Der gemächliche, schleppende Erzählstil hilft hier natürlich auch nicht weiter. „The Lost City of Z“ plättschert vor sich hin, wie die Amazonas-Gewässer: selten wild und zügig, meist trüb. Das hat zur Folge, dass sich die gefühlte Zeit noch weiter ausdehnt und entsprechend macht sich irgendwann Langweile breit.

Des Weiteren wird der historische Charakter Percival Fawcett als überlegener Charakter dargestellt, obwohl er seinen Ideologien viel zu oft abweicht. Besonders unglaubwürdig ist, ihn als aufgeklärten Wissenschaftler darzustellen. Wenn er so emanzipiert ist, wieso drängt er seine Ehefrau in die klassische Herd-Putz-Ecke? Sie unterstützt ihn moralisch, wie auch intellektuell und hätte das Zeug dazu, ihn auch auf seinen Reisen zu begleiten. Dies lehnt er aber ohne Diskussion ab. Dieser Gegensatz lässt unsere Stirn runzeln. Weil er die Ureinwohner des südamerikanischen Kontinents und deren Kultur besser verstehen will und sieh auch nicht als „Wilde“ sieht, greift er auch in brenzligen Situationen nicht mit Schusswaffen. Durch diesen auch naiven Teil-Pazifismus riskiert er mehrmals sein Leben und jenes seiner Gefolgschaft. Hier Friedensprediger, dort begeisterter Regiment, welcher Engländer gegen Deutsche ins Feld hetzt. Sind indigene Krieger schützenswerter als deutsche Soldaten?Fawcett ist mehr überzeugter Chauvinist als eine Galionsfigur der Toleranz. Kommt hinzu, dass diese kriegerische Handlung als heroische Tat inszeniert und auch glorifiziert wurde. Bei aller vor dem 1. Weltkrieg vorherrschender Kriegsbegeisterung, seine vermeintlichen Führungsqualitäten stehen zu stark im Vordergrund. „The Lost City of Z“ hinterfragt die Polarität gegenüber dem bewaffneten Konflikt zu keinem Zeitpunkt. Schade.

Denn genau diese Missverhältnisse schmälern die Qualität von „The Lost City of Z“. Ein Antiheld hätte seine Reize darin, dass wir seine Schwächen als sympathisch empfinden. Eine Hauptfigur hingegen, welche mit moralischer Überlegenheit dargestellt wird, jedoch des Öfteren im Gegensatz handelt, ist äusserst fragwürdig. Besonders wenn die Filmautorn solche Widersprüche nicht thematisiert.

Fazit:

„The Lost City of Z“ ist grundsätzlich ein guter Film. Doch aufgrund seiner Langatmigkeit vermag er den Zuschauer nicht zu fesseln.

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