Kurz:

Ein Zug fährt Richtung Untergang. Mit an Bord: Gott, Satan und eine 80er-Popband.

Lang:

Was zur Hölle schauen wir uns da an? Der Titel „Night Train To Terror“ tönt vielversprechend, doch was folgt ist eine WTF-Parade der Sonderklasse. Die Story geht in etwa so:

In einem, dem Untergang geweihten Zug herrscht Disco-Time und während eine äusserst sonderbare 80er-Popband, die Zeile „Dance with me, dance with me“ gefühlte Hundertmal in die Kamera schreit, sitzen vom Lärm scheinbar unbeeindruckt, Gott und Satan ein paar Abteile entfernt und philosophieren über Sinn und Unsinn von Glauben und Atheismus. Selbstverständlich nur oberflächlich. Die beiden führen anschliessend die Zuschauer durch drei verschiedene Rückblenden, welche sie ganz mystisch als „Cases“ vorstellen. In diesen Episoden porträtieren sie verschiedene Personen, welche ihr Leben auf einem schmalen Grat zwischen religiöser Moral und Blasphemie führen. B-Movie sein Dank, werden die Geschichten von Mord und Totschlag flankiert. Hier die verschiedenen Cases:

Case 1 handelt, so glauben wir jedenfalls, von einer psychiatrischen Anstalt, welche vorzugsweise vollbusige Frauen in Stücke hackt um die Körperteile anschliessend weiterzuverkaufen. Na dann. Die Geschichte ist wirr und konfus. Neue Charaktere werden plötzlich eingeführt oder kurzum abgemurkst, die Reihenfolge scheint planlos und egal. Zum Glück ist das Over-Acting schwer in Ordnung.

In Case 2 träumt ein sich sehr gerne entblössendes Mädel von einer Schauspielkarriere. Landet aber hauptsächlich mit willigen Männern im Bett und plötzlich dann auch in einem „Death Club“, in welchem Superreiche in der Gruppe nach tollen Möglichkeiten des schmerzhaften Dahinscheidens suchen. So spielen sie unter Anderem mit einer mutierten Riesenwespe russisches Roulette. Besonders in diesem Case ist das Schauspiel aus der untersten Schublade, die Effekte charmant beschissen und die Story komplett Over-The-Top.

Case 3: ein atheistischer Schriftsteller schreibt ein Buch mit dem Titel „God Is Dead“, nur um anschliessend festzustellen, dass wenigstens das Böse definitiv noch unter uns weilt. In dieser Episode schiesst der Gore-Faktor durchs Dach. Garniert mit typischen 80er-Make-Up und grandios stümperhaften Stop-Motion-Effekten bietet dieses Segment klassische 80er-Horror-Trash-Unterhaltung.

Egal welche Story, die Schnittfolgen sind diffus und so ist auch den Geschichten mehrheitlich nicht zu folgen. „What the hell is going on?“, diese Frage stellt sich der Zuschauer im Minutentakt. Hier wird gemordet, getanzt, philosophiert, Brustnippel entblösst, geschrien, Leute vergiftet – ohne dass auch nur einmal der „Reason Why“ geklärt wird. Der Grund dieses Problems ist dermassen unglaublich, dass es schon wieder grandios ist: alle drei Cases sind aus bestehenden C-Movies geklaut und auf einfach 20 Minuten gestutzt. „Cataclysm“, „Scream Your Head Off“ und „Death Wish Club“ heissen die Beklauten. Immerhin werden die Regisseure der originalen Filme namentlich erwähnt. Dennoch ist die Art und Weise sich einen Film zusammen zu basteln ziemlich dreist, oder? Jetzt ist uns auch klar, wieso die einzelnen Segmente, ähm sorry, Cases in keiner Art und Weise miteinander verknüpft sind und Gott, Satan und die 80er-Popband die Aufgabe gefasst haben, diese irgendwie miteinander zu verbinden. 

Damit ist „Night Train to Terror“ bestenfalls als abgefuckter Episodenfilm einzustufen. Immerhin wurden in diesem Flickwerk artverwandte Filme zwangsverheiratet und so unterstreicht ein ansprechender Gore-Faktor die Tatsache, dass das Regisseuren-Kollektiv um John Carr, Phillip Marshak, Jay Schlossberg-Cohen, Gregg G. Tallas und Tom McGowan immerhin eine gemeinsame Horror-Affinität aufweisen kann. Blut, Gore, Boobs: die Zutaten sind klar definiert.

Vereinzelt bietet der Streifen Best-Worst-Material. Over-Acting, zum Schreien abstruse Outfits, plumpe Dialoge, Effekte aus der Kinderbastelstunde, Perücken in Aldi-Qualität und so weiter und so fort. Dem gegenüber ist der Film durch seine nicht konsistente, extrem konfuse Handlung zermürbend und teils auch langweilig. Die 93 Minuten dauern gefühlte 2 1/2 Stunden. 

Fazit:

Diese Ansammlung von dämlichem 80er-Trash hat durchaus seine Reize und macht grossenteils mächtig Spass. Durch seinen Charme verziehen wir dem Streifen auch seine Längen. Doch 1x schauen reicht.

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