Kurz:

Drei Go-Go-Tänzerinnen wollen durch eine hinterhältige Masche an das verborgene Geld eines alten und körperlichen behinderten Mannes gelangen.

Lang:

Bei diesem Film handelt es sich um eine anschauliche Lowbudget-Produktion von Russ Meyer (Motorpsycho!, Supervixens), die ohne Nippel auskommt. Der Titel erklärt die Geschichte am besten: Es geht um üppige (zweibeinige) Miezen, die mit schnellen Autos unterwegs sind und morden… Dann nochmals morden. Die deutsche Übersetzung empfinde ich somit als sehr missraten: Die Satansweiber von Tittfield. Die Essenz dieses Steifens sind Frauen mit – schon fast grotesken – Rundungen, rapide Sportwagen und zügellose Gewalt. Das sind auch genau die Zutaten für einen trashigen B-Movie.

Machen wir uns nichts vor. Es ist eine auf Zelluloid gebannte Fantasie eines liebestollen Mannes mittleren Alters, der einen Fetisch für grosse Oberweiten hat. Die Gang aus drei Tänzerinnen eines Nachtklubs macht die Wüste Kaliforniens mit ihren Rennboliden, ihren weilblichen Reizen und ihren frechen Karatekicks unsicher. Man hat das Gefühl, dass die Geschichte mühselig und zufällig um die Hupen, die Kraftfahrzeuge und die Gewaltdarstellung herum zusammengeschustert wurde. Wieso müssen sich beispielsweise zwei Frauen nach einem erfrischenden Bad im See prügeln? Ach ja… Es geht darum, dass es erotisch und erregend auf Männer wirken soll, wenn sich zwei durchnässte Pin-Up-Girls im Sand wälzen und zanken. Der tiefere Sinn dieser und weiterer Szenen darf nicht hinterfragt werden.

Die Charaktere sind relativ flach (damit meine ich natürlich nicht deren Anatomie) und entwickeln sich auch über den ganzen Film nicht weiter. Man merkt schnell, dass die Schauspieler weder besonders begabt, noch besonders erfahren sind. Varla, gespielt von Tura Satana (Irma la Douce, The Astro-Zombies), schreit die ganze Zeit rum, egal ob sie die andren Mädels rumkommandiert oder genussfreudig duscht. Auch die hysterische Jungfrau in Nöten dieses Films kreischt und weint durchwegs unglaubwürdig. Man ist um jede Szene froh, in der sie unter Drogeneinfluss schläft. Die Spannung in diesem Streifen wird nicht durch Kämpfe oder Rennen aufgebaut. Sondern man ist immerzu gespannt, wann es zum Koitus kommt. Das Ganze wird dann noch durch plumpe und eindeutig zweideutige Sprüche gespickt: „Breast or thigh, darlin’?“ Ganz wichtig! Die synthetischen Nahaufnahmen der Autofahrten sind weitere witzige Momente dieses Werks: Mit einem Ventilator wird Luft in die Haare der Schauspielerinnen gezaubert und das Auto wird zum Wackeln gebracht. Das muss reichen, um den Zuschauer zu täuschen.

Und trotz diesen vielen Schwächen ist der Film ungemein unterhaltsam und energiegeladen. Die Geschichte ist wie ein skurriler Trickfilm. Die Charaktere sind überspitzt und feuern ständig freche Sprüche ab. Die Anführerin Varla ist brutal, schlagfertig und gefühlskalt. Sie scheut keinen Faustkampf gegen Männer und wirkt mit ihrem eisigen Blick und den schwarzen Handschuhen die ganze Zeit souverän. Auch eine sinnlichere Version von Super Mario ist in diesem Film zu finden: Die gestikulierende und misslaunige Italo-Braut Rosie. Zum Leben erweckt von der Schauspielerin Haji. Sie spricht wunderbare kurze Sätze mit einem südländischen Akzent: „She’s-a nothing but-a trouble, eh!“

Was Einstellungen und Bildgestaltungen angeht, ist unser alter Russ sehr findig. Im Ernst! Die Bildkomposition ist durchdacht und stimmig. Man fühlt sich gut in den Film versetzt dank seiner Auswahl an Perspektiven. Und damit meine ich nicht nur die Grossaufnahmen des Ausschnitts von Tura Satana. Der Schnitt ist sinnvoll und führt strukturiert vom einen Bild zum Nächsten.

Die Handlung ereignet sich fast nur in der Wüste. Macht Sinn, da die Autos in der trockenen, staubigen und weiten Umgebung am besten zur Geltung kommen. Aber dies hat auch zur Folge, dass trotz der Schönheit der Umgebung die Abwechslung im Szenenbild fehlt. Die minimalistische Umgebung setzt den Fokus zusätzlich auf die flotten Mädels, die in enge und feminine Kleider gehüllt sind. Die Pony-Frisur, das Make-Up und die betonte Wespentaille von Tura Satana dienen bis zur heutigen Zeit als Vorbild für die Rockabilly– und Vintage-Mode. Man darf sie gerechterweise als Stilikone loben, wenn sogar der altehrwürdige Psychobilly-Priester Reverend Beat-Man in seinem Song „The Beat-Man Way“ erzählt, dass bei seiner Begegnung mit Gott, dieser/diese Tura Satana geglichen hätte.

Der groovige und jazzige Soundtrack unterstützt die Autorennen und die einladenden Tänze der Damen wie ein Büstenhalter die Brüste. Die Musik vermittelt das Gefühl von Geschwindigkeit, Wildheit und Rebellion. Besonders die Titelmusik von The Bostweeds am Anfang hat es mir angetan. In meinen Ohren hört es sich wie eine Heirat zwischen „Touch Me“ und „Thunderball“ an.

Dieser Kultfilm kann aber in den Kontext der neuen Frauenbewegung¹, die 1960 aufkam, gesetzt werden. Obwohl dies wohl vom lüsternen Russ Meyer vordergründig nicht beabsichtig war, vermittelt der Film ein Gegenbild zum traditionellen Bild der Frau: selbstbestimmend, gefährlich und aufständisch. Der alte Mann fasst diese beängstigende Veränderung der Gesellschaft in einfache Worte zusammen: „Women! They let’em vote, smoke and drive – Even put’em in pants! And what happens? A Democrat for president!“ Weiter schockiert der Film durch exzessive Gewalt zu einer Zeit, in der Gewaltorgien wie The Texas Chain Saw Massacre, Braindead oder Saw noch nicht als Kulturgut existierten. Die Wirkung des Streifens auf einen Mormonen in Salt Lake City im Jahre 1966 ist anders als auf ein europäisches, liberales Kult-Movie-Gang-Mitglied 50 Jahre später. Sehr interessant ist wie die Kritikerin B. Ruby Rich den Film in den 70ern als frauenfeindliche Soft-Porno abgestempelt hat und später in den 90ern als feministische und homosexuelle Inspiration rehabilitierte².

Fazit

Ein Muss für alle Fans von Death Proof. Holt den Film nach, um eure Bildungslücke zu füllen! Der Streifen hat interessante Aspekte, welche diesem eine seltene und kuriose Atmosphäre verleihen. Ich konnte mich zwar mit dem Kult um die kurvigen Frauen abfinden. Jedoch wurde ich der Aufnahmen der Sportwagen in den eintönigen Wüstenlandschaften schnell überdrüssig. „Faster, Pussycat! Kill! Kill!“ ist und bleibt im Kern ein kultiger Trash für libidinöse Männerfantasien.

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