Kurz:

Ein Streuner tritt in das Leben einer durchschnittlichen Wohlstandsfamilie und stellt deren Dasein mit brutalstem Psychoterror auf den Kopf.

Lang:

Bereits 2013 veröffentlicht, wird diese kleine aber sehr feine Perle aus den Niederlanden jetzt endlich aufs Heimkino-Publikum losgelassen.

Die Parallelen zum Meisterwerk von Michael Haneke sind nicht von der Hand zu weisen. Der holländische “Funny Games” macht vieles richtig, im Gegensatz zum gradlinigen österreichischen Vorbild ist „Borgman“ aber um einiges surrealer und anspruchsvoller. Eine Tatsache die sich zu gleichen Teilen als Stärke als auch als Schwäche des Films herausstellt.

Anstelle um Eier fragt in „Borgman“ das personifizierte Böse nach einem Bad. Nachdem der Ehemann dessen Wunsch gewalttätig zerschlägt, nimmt die Ehefrau den Streuner im Geheimen auf und öffnet so unbewusst Gewalt und Verderben die Tür.

In der Rolle des titelgebenden Camiel Borgman glänzt Hauptdarsteller Jan Bijvoet. Ob charmant oder sadistisch, zuvorkommend oder übermächtig – die Leichtigkeit mit welcher Bijvoet sein psychopathisches Schauspiel variiert begeistert. Wie Borgman die Familienidylle infiltriert und deren Fundamente zerstört ist packend inszeniert.

Gewisse Handlungsstränge könnten auch aus dem Lynch/Cronenberg-Universum stammen. Der übernatürliche Touch macht den Film zwar sehr kurzweilig und unvorhersehbar, dass die meisten gestellten Fragen im Verlaufe des Films nicht beantwortet werden, ist schlussendlich, ähnlich wie bei bei der konfusen TV-Serie „Lost“, ein wenig frustrierend.

Doch bekanntlich ist der Weg das Ziel, und bei „Borgman“ ist genau diese kompromisslos böse Reise der wahre Star. Wer „Dogtooth“ kennt, „Funny Games“ liebt und bizarre Filme mit Interpretationsspielraum mag, kann bei „Borgman“ bedingungslos zugreifen.

Dieser cineastische Fiebertraum ist unbedingt sehenswert.

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